Leben 1900 im LARP
Shownotes
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00:00:00: Du interessierst dich für das Leben 1900 von der Ständegesellschaft bis hin zur Körperikine?
00:00:07: Lehn dich zurück, ich erzähl davon.
00:00:09: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge "Leben 1900".
00:00:18: Heute geht es um Labs, Live-Action-Rowplaying.
00:00:20: Es gibt ja Menschen, die spielen, dass sie um eine gewisse Zeit leben, zum Beispiel auch
00:00:27: 1900.
00:00:28: Und was ist das überhaupt, wie funktioniert so ein Spiel?
00:00:32: Ist das vergleichbar mit dem echten Leben 1900?
00:00:34: Kann ich das überhaupt beurteilen oder war mein Leben 1900 auch ein Spiel?
00:00:40: Bleibt dran, ich versuche das irgendwie zu erklären.
00:00:43: Und ich bin nicht alleine, denn ich habe gar keine Ahnung von Labs und habe ein ganz tolles
00:00:50: Telefoninterview gehabt mit Diana, die das seit einigen Jahren macht.
00:00:55: Und die an verschiedenen Labs, die ungefähr um 1900 gespielt haben, auch schon teilgenommen
00:01:01: hat.
00:01:02: Und sie wird mir vor allem, wird euch vor allen Dingen erklären, was das eigentlich ist.
00:01:06: Zuallererst bin ich total erstaunt, dass ich mich selber erst so spät mit diesem Thema
00:01:09: auseinandergesetzt habe, weil es total spannend ist und weil es sehr viel mit dem Leben zu
00:01:16: einem bestimmten Zeitpunkt zu tun hat.
00:01:18: Denn in dem Originalserie "Leben 1900" gab es ja ganz zu Anfang auch mal ein anderes
00:01:24: Stubenmädchen, das nach einigen Tagen aufgehört hat und das damals auch gesagt hat, dass
00:01:29: sie sich beworben hat, weil sie eben an solchen Veranstaltungen total gerne teilnimmt, weil
00:01:35: sie sich gerne verkleidet in Anführungszeichen und ihr das so viel Spaß macht und sie deswegen
00:01:42: so gerne bei diesem Projekt mitmacht.
00:01:44: Und dann ist sie aber ausgestiegen, weil sie gesagt hat, dass es doch so anders war, wie
00:01:48: das, was sie erwartet hat.
00:01:49: Und darüber möchte ich heute sprechen.
00:01:53: Was sind LARPs?
00:01:55: Was ist es anders?
00:01:56: Was ist anders?
00:01:57: Genau und dazu habe ich mit Diana gesprochen.
00:02:00: Diana organisiert selber LARPs und hat aber auch schon einen anderen Teil genommen und
00:02:06: ist davon inspiriert worden ganz zu Anfang von dieser Serie "Abenteuer 1900", aber
00:02:10: auch von Bridgetten.
00:02:11: Das ist total spannend.
00:02:13: Auch ich kenne diese Serie nicht.
00:02:14: Ich bin ein totaler Fernsehmophel.
00:02:16: Wenn ich abends irgendwie Zeit habe, dann scroll ich immer in Immobilien anzeigen,
00:02:22: warum das irgendwie so mein Hobby ist, mir Immobilien anzeigen, anzugucken und mache
00:02:27: ganz selten nur den Fernseher.
00:02:28: Aber ich habe mir schon zur Lehrung vorgenommen, dass diese Serie immer gucke, die auch andere
00:02:32: Leute schon ein Leben 1900 erinnert hat, um so mehr ein Argument diese Serie zu geben.
00:02:37: Und zuerst habe ich Diana gefragt, was ist das überhaupt?
00:02:40: Ein LARP.
00:02:41: Und ich blende jetzt immer mal kleine Ausschnitte von dem Originalton ein, auch wenn das nur
00:02:46: ein Handyton ist und der natürlich nicht ganz so super ist.
00:02:51: Aber ich finde das einfach so schön, wenn Sie das selber erzählen.
00:02:53: Also es gibt zwei Arten von LARP vorwiegend, diese Mittelalterleute, die einfach so ein
00:02:58: bisschen in diese Zeit eintauchen wollen und einfach nur entspannen wollen.
00:03:02: Und was wir machen, nennt sich Nordic LARP.
00:03:06: Das ist eine Art, wo man quasi Charaktere vorgeschrieben kriegt.
00:03:10: Man kann dann vorher angeben, was man grob spielen möchte, welche Thematiken gar nicht
00:03:15: für ein OK sind.
00:03:16: Und dann kriegt man von der Orga einen Charakter zugewiesen.
00:03:19: Und man versucht dann quasi über dieses Wochenende in Weg eine kleine Geschichte miteinander
00:03:25: aufzubauen.
00:03:26: Man kriegt dann irgendwie erzählt, ja, du bist ein Dienstmädchen aus Irland und du
00:03:30: bist jetzt nach England gekommen und du hast jetzt ein bisschen hier mit dem Rassismus
00:03:34: den Irren gegenüber zu kämpfen, die Charaktereigenschaften und die Beziehungen zu den anderen Leuten
00:03:40: im Haus und meistens noch so ein kleines Geheimnis, damit es noch so ein bisschen spicy wird
00:03:44: auf dem Spiel.
00:03:45: OK, also dieses Nordic steht eben für diese zugewiesenen Charaktere und das Spiel geht
00:03:51: ungefähr von Freitas morgens bis Sonntags.
00:03:53: Man trifft sich dann nach das Abends und Freitas startet dann das Spiel.
00:03:57: Sie sagt, man kennt sich manchmal, es kann aber auch sein, dass man in einem Spiel niemanden
00:04:01: kennt oder viele, das ist sehr verschieden.
00:04:03: Dann habe ich nach der Größenordnung gefragt, wie viele Menschen sind das ungefähr, die
00:04:07: da zusammenkommen.
00:04:08: Das ist auch ganz unterschiedlich.
00:04:10: Unsere Spiele sind meistens so um die 30 bis 40 Spieler.
00:04:14: Es gibt diesen großen Spiele, die ich persönlich jetzt nicht so mag, genau die meisten sind
00:04:19: so in diesem Bereich, 30, 40, 50.
00:04:22: OK, aber das ist ja schon ganz schön viel.
00:04:24: Wer kümmert sich da so ums Essen?
00:04:25: Ja, die Frage hat sich mir dann direkt angeschlossen, wer versorgt eigentlich diese ganzen Menschen?
00:04:30: 80 Leute?
00:04:31: Ich habe ja schon im Gutshaus gemerkt, wie wahnsinnig das ist, 20 Leute zu versorgen.
00:04:35: Und da sagt sie, dass Essen wird quasi von Leuten gekocht, die nicht im Spiel sind, weil
00:04:41: das zu viel ablenkt vom Spiel.
00:04:43: Es gibt jetzt nicht eine Rolle oder eine Position des Kochs sozusagen, sondern das sind Helfer
00:04:49: oder Spielbegleiter, die im Hintergrund das Essen zubereiten.
00:04:52: Sie sagt aber schon, man versucht sich da, andere Rezepte zu halten und an Zutaten,
00:04:57: die es auch zu der Zeit gegeben hat oder in der Gesellschaft schlicht.
00:05:00: Und sie sagt auch, dass natürlich nicht alle alles bekommen, also die Herrschaft, wenn es
00:05:05: eine Herrschaft gibt, bekommt dann doch was anderes zu essen als die Dienstboten sozusagen.
00:05:11: Ja, das ist natürlich, ich denke, das ist auch einer der großen Unterschiede zu dem
00:05:16: Real Life zu einer bestimmten Zeit, 1900 zum Beispiel, dass da schon natürlich sehr
00:05:23: viel authentischer ist mit der Nachung.
00:05:27: Dass eben nur das da ist, was zu dem Zeitpunkt in der Speisekammer war, dass man in einem
00:05:33: Lab mit Sicherheit versucht, das sehr authentisch zu machen, aber das doch nochmal ein riesengroßer
00:05:38: Unterschied ist.
00:05:39: Sie sagt auch, da leidet natürlich keiner Hunger und wenn man mal schnell aus seiner
00:05:45: Tasche in Schokoriegel ziehen möchte, dann könnte man das theoretisch auch machen.
00:05:49: Und wo wir dann schon beim Thema Essen waren, habe ich gefragt, wie ist das mit Duschen
00:05:53: und Waschen, wie ist das mit Toiletten?
00:05:55: Sind die Spielorte, an denen ihr seid, so in einem so original Zustand, dass man auf
00:06:00: so originale Toiletten geht oder ist das eigentlich Quatsch?
00:06:03: Weil jeder hat sein Haus doch dann irgendwann mindestens mal auf ein Wasserklosett ungerüstet
00:06:08: und man hat dann auch Duschen und sie sagt ja, man hat Toiletten in der Regel, Wasserklosetts
00:06:14: und man kann auch abends duschen gehen und man geht auch abends duschen.
00:06:17: Da denke ich, dass es auch ein Unterschied, dass man eben diesen Schmutz nicht so empfindet,
00:06:24: was natürlich ein wesentliches Gefühl dieser Zeit auch war, wobei mir das natürlich so
00:06:29: vorgekommen ist, weil ich aus 2004 ein anderes Hygienestandard gewohnt war, aber generell
00:06:35: ist das natürlich für die Seele schon eine Art Belastung in Anführungszeichen.
00:06:39: Ich glaube, das Wort ist ein bisschen zu schwer, aber dass man eben nicht abends mal Duschen
00:06:43: geht, sich danach frisch und frei fühlt oder eine Toilette hat und eben all diese Annehmlichkeiten.
00:06:50: Und da in einem Lab geht es dann eben mehr um die Story, die sich entwickelt, um diese
00:06:55: Geschichte.
00:06:56: Und ich finde, dass eine wahnsinnige Herausforderung, dass sich da zwischen 20 und 80 Menschen
00:07:01: treffen, die sich nicht kennen und dass sie eine Geschichte entwickeln in 48 Stunden und
00:07:06: dass man sich vertraut, dass jeder dieses Spiel mitspielt.
00:07:10: Ich hätte so ein bisschen Angst, dass ich jetzt da einsteige in meinen Charakter, in
00:07:13: meine Rolle und da macht vielleicht jemand nicht mit und ich mache mich da irgendwie
00:07:16: so ein bisschen zum Horst, dass ich meinen Charakter lebe und jemand anderes das vielleicht
00:07:22: belächelt.
00:07:23: Aber nein, sie sagt, da treffen sich natürlich Menschen, die genau alle dieses gleiche Ziel
00:07:26: haben und die dieses Spiel spielen wollen und die natürlich mitmachen und auch sehr gut
00:07:31: vorbereitet sind, was die politische Situation zu der Zeit angeht.
00:07:34: Die Umstände und auch die Klamotten.
00:07:36: Man bereitet sich vor, sammelt sich Klamotten für seinen Charakter zusammen, näht sich
00:07:41: die vielleicht selbst.
00:07:42: Es gibt manchmal Vorgaben, wie diese Klamotten sein dürfen oder eben nicht sein dürfen,
00:07:46: dass es zum Beispiel keine Reißverschlüsse gab oder so etwas.
00:07:48: Manchmal sind die Vorgaben nicht so streng, aber sie sagt, da kommen Leute zusammen,
00:07:52: die wollen das Spiel.
00:07:53: Und dann habe ich nochmal danach gefragt, wenn man abends duschen geht, ist dann auch
00:07:57: das Spiel unterbrochen oder wie läuft das?
00:07:59: Hat man im Prinzip Feierabend und dann hat sie gesagt, es gibt, dass es von einem Spiel
00:08:04: zu Spiel unterschiedlich, das wird aber vorher festgelegt, ob es sogenannte Outtimes
00:08:08: gibt und es kann sein, dass man schlafen geht in eine Outtime und die geht sogar bis nach
00:08:13: dem Frühstück, dass man sich, dass man noch Frühstück außerhalb der Rolle oder dass
00:08:16: man eben direkt mit dem Aufwachen wieder in die Rolle einsteigt.
00:08:19: Ja und dann hat sich für mich die nächste Frage ergeben, ob das eigentlich gefilmt
00:08:24: wird, ob da ein Beobachter ist, ob das jemand mitschreibt oder all diese Geschichte, also
00:08:29: diese Geschichte, die sich eben dann entwickelt, wird das aufgehoben oder ist das nur in
00:08:33: diesem Moment Ende?
00:08:35: Und sie sagt, dass es in der Regel einen Fotografen gibt, der fotografiert und man spricht auch
00:08:40: abends über die Fotos, weil viele haben ja viele Dinge nicht mitbekommen, weil man in
00:08:45: verschiedenen Szenen sozusagen unterwegs war und da wird sich abends dann nochmal erzählt,
00:08:50: was eigentlich so passiert ist.
00:08:51: Aber es wird nicht gefilmt, es gibt diese Fotos und alles andere ist der Moment und
00:08:56: der ist im Kopf.
00:08:57: Und jetzt ein kleiner Themenschwenk, von der, ob die Geschichte aufgezeichnet wird, so
00:09:02: darf man sich denn eigentlich prinzipiell aussuchen, ob man gerne Herrschaft oder Dienstpersonal
00:09:08: oder generell je nach Abhängig von der Zeit, in welcher Ebene der Gesellschaft man sich
00:09:13: überhaupt aufwählt, was natürlich im Real Life geboren in den Stand war, geboren in den
00:09:17: Stand für immer und ewig.
00:09:19: Aber da ich im Herzenjahr auf jeden Fall der Sommergast war, neben 1900, habe ich gefragt,
00:09:25: kann man sich das so prinzipiell aussuchen, kann man sagen, ich möchte lieber Herrschaft
00:09:29: sein und ich möchte lieber Dienerschaft sein.
00:09:31: Ich konnte das übrigens kleine Exkurs damals nicht so richtig aussuchen, weil ich einfach
00:09:36: durch mein Alter ja in einer, da gab es einfach nicht viele Positionen, die so alt gewesen
00:09:42: wären, wie ich damals war.
00:09:43: Deswegen kam da am Ende im Prinzip nur das Küchenmädchen oder Hausmädchen in Frage
00:09:48: und in einem Lab, sagt Diana aber.
00:09:51: Ja, auf jeden Fall, das kann man immer reinschreiben.
00:09:54: Gerade Herrschaft oder Dienerschaft ist so die Nummer 1-Abfrage, die man eigentlich
00:09:59: macht, weil das einfach ganz unterschiedliche Arten zu leben und zu spielen sind.
00:10:03: Das ist natürlich total relevant.
00:10:05: Da gibt es natürlich viele, die sagen, ich möchte jetzt nicht früh aufstehen und ich
00:10:08: möchte auch niemanden beim Ankleiden helfen oder Arbeiten verrichten, wenn ich ein Wochenende
00:10:12: hier habe.
00:10:13: Warst du schon mal Herrschaft?
00:10:14: Nein.
00:10:15: Auf dem Herrenhausspiel war ich noch nicht Herrschaft.
00:10:18: Unser Regency-Spiel habe ich in der gesellschaft gespielt.
00:10:22: Da gibt es die allerdings nur, also da gibt es gar keine Dienstboten.
00:10:26: Und sie sagt dann auch noch, dass es teilweise auch einfacher und irgendwie herzlicher,
00:10:31: vielleicht menschlicher ist, ein Dienstboten zu spielen.
00:10:34: Das ist ein Thema, was ich hier auf jeden Fall nochmal separat aufgreifen muss, vielleicht
00:10:38: zusammen mit jemandem aus der Gutsfamilie von 1900.
00:10:40: Das ist nämlich genau das, dass wenn man ganz klar feststrukturiert ein Arbeitsalltag
00:10:45: hat, dass es manchmal einfacher ist, den abzuarbeiten als eben zu repräsentieren und
00:10:50: eben zu socialisen im Prinzip auch den ganzen Tag.
00:10:54: So, jetzt nochmal eine kurze Zusammenfassung.
00:10:56: Man darf sich also den Charakter aussuchen.
00:10:59: Man bekommt Charaktereigenschaften zugewiesen.
00:11:01: Man bereitet sich vor und jetzt kommt man da an.
00:11:04: Und dann habe ich gefragt, was dann?
00:11:07: In 48 Stunden ist er jetzt nicht um.
00:11:11: Wasche zu waschen oder auch nicht zu putzen. Man könnte jetzt auch einfach da sitzen und ein Tee trinken, weil das Leben sich in 48 Stunden ja an sich so nicht ergibt.
00:11:19: Diana hat dazu gesagt, ein Dienstplan, den wir geschrieben haben, damit man auch weiß, wann hat man wo zu sein und was muss grob gemacht werden.
00:11:27: Das sind dann bei uns jetzt meistens so Sachen wie eben die Herrschaften wecken, Tee und ein Biscuit irgendwie aufs Zimmer bringen.
00:11:36: Die Fensterleden öffnen, dann läuft man nochmal durch alle Räume, schaut ob alles ordentlich ist, dann hilft man beim Ankleiden, dann deckt man das Frühstück auf.
00:11:47: Also man hat da schon auch durchaus seine Tagesfühlenaufgaben.
00:11:51: Okay, also es gibt einen Plan, man findet da irgendwie relativ schnell in den Alltag rein und dann habe ich gefragt, ob man nach 48 Stunden einfach wieder auf?
00:11:59: Tatsächlich ist das auch ein bisschen ein Problem in Anführungsstrichen, dass man tatsächlich so schnell da reinkommt.
00:12:06: Es gibt so einen Phänomen im Lab, das nennt sich Blied, sprich wenn der Charakter in das eigene Selbst ein bisschen einblutet.
00:12:14: Also wenn man zum Beispiel eine Liebschaft gespielt hat, dann ist es ganz oft so, dass man am Sonntag wirklich ein gebrochenes Herz hat,
00:12:22: weil plötzlich der Liebhaber oder der Ehemann nicht mehr da ist und da gibt es dann auch tatsächlich viele Mechaniken, wie man damit umgehen kann
00:12:31: oder wie man mit Trauer arbeitet, wenn jemand am Spiel verstirbt.
00:12:36: Das sind sehr intensive Gefühle, die man da in kurzer Zeit entwickeln kann.
00:12:41: Und weil es eben so intensiv ist für die Spieler und das da eben so sehr um diese Geschichte geht, die man aufbaut,
00:12:46: gibt es im Vorhinein auch und auch im Nachhinein eine App mit Chaträumen, in dem man die Sachen nochmal besprechen kann,
00:12:53: um da eben dann auch klar zu sein mit der Geschichte.
00:12:56: Ich habe dann auch gefragt, wie ist das denn zum Beispiel mit der Emanzipation, wenn das Menschen sind, die bestimmte Situation so sehr fühlen,
00:13:04: dann sind das ja bestimmt auch Menschen, die zum Beispiel in der heutigen Zeit sich sehr einsetzen für zum Beispiel Diversity, Gleichheit, Frauenrechte
00:13:15: und das in der Zeit, in die man dann hineinversetzt wird, ja vielleicht oder mit Sicherheit sogar ganz ganz anders war.
00:13:22: Wie kommen die damit klar? Können die das dann so annehmen, als dass es in dieser Zeit gehört?
00:13:28: Diana hat gesagt, ja, also es ist sicher schwierig, aber da gibt es eben auch Mechanismen, um ein Lab zu lenken,
00:13:35: um die Spieler in diese Situation richtig reinzubringen und ihnen zu sagen, das gehört jetzt dazu und das ist richtig in dieser Zeit so, wie es jetzt gerade passiert.
00:13:44: Aber umso mehr ist es eben wichtig, dass man das Spiel dann auch ordentlich abschließt, zum Beispiel an dem Sonntagabend und sie sagt dazu...
00:13:53: Und deswegen gibt es dann auch oft nach dem Spiel nochmal so ein Debriefing, wo alle sich zusammensetzen
00:13:58: und je nachdem, gerade in diesen Zeiten auch die Männer oft sagen, hey, ich bin nicht das, was ich auf diesem Spiel getan habe, ich stehe für Frauenrechte ein
00:14:07: und das tut mir leid, dass ich hier jeden irgendwie betitelt habe, als keine Ahnung was.
00:14:13: Die Leute dann wirklich nochmal so ein bisschen diesen Charakter nochmal besser ablegen und da auch kein Negativa nachgeschmack bleibt,
00:14:19: obwohl man rational das natürlich weiß, dass das alles nur ein Spiel war, aber emotional hängt da oft noch viel mehr mit drin.
00:14:26: Und das ist definitiv auch mein Fazit, wenn ich jetzt höre, was ein Lab ist, wie das Abläuf, was es eigentlich bedeutet,
00:14:34: dass in einem Lab geht es vor allen Dingen um die Geschichte, die sich entwickelt.
00:14:39: Man fühlt dieses Leben mit den gesellschaftlichen Bedingungen, wie es zu dem Zeitpunkt, den man vorgeschrieben wird, bekommt,
00:14:45: weil man versucht die Umstände zu fühlen und die gesellschaftlichen Zustände zu fühlen.
00:14:53: Und das ist mit Sicherheit wahrscheinlich der größte Unterschied zu dem Projekt, in dem ich mitgemacht habe.
00:15:00: Das war ja eine Zeitreise, in dem ging es nicht darum, eine Geschichte zu entwickeln mit den Gesellschaftlichen Fühlen,
00:15:13: sondern da ging es ja wirklich darum, das Leben zu fühlen, den Hunger zu fühlen, beziehungsweise die Essensituation zu fühlen,
00:15:21: den Schmutz zu fühlen, die Arbeitsbelastung zu fühlen, den Druck einer Hierarchie zu fühlen.
00:15:28: Und es ist ein bisschen schwer, die Worte zu finden, um das wirklich zu unterscheiden.
00:15:33: Deswegen denke ich, dass eben die Zeitreise dem wahren Leben 1900 insofern näher gekommen ist,
00:15:41: dass man die Situation mehr verstehen kann, was das wirklich bedeutet.
00:15:49: In einem Lab weiß man, okay, ich bin jetzt das Dienstmädchen, ich habe jetzt nichts zu sagen,
00:15:54: oder ich bekomme jetzt eben nicht den guten Schweinebraten, sondern nur eine Suppe.
00:15:59: Ich weiß das, aber das kann ich nicht fühlen.
00:16:03: An einem Lab fühle ich den Zwist, weil ich mich vielleicht in die Herrschaft verliebt habe,
00:16:08: oder ich fühle die Intrige des anderen Hausmädchens mir gegenüber,
00:16:15: aber ich fühle nicht die Belastung der Lebensumstände, was aber keine Wertung ist.
00:16:20: Es ist genau eine tolle Erfahrung und ich finde das ganz großartig, dass es so was gibt,
00:16:27: dass Menschen sich treffen und in so ein Real-Life-Spiel irgendwie einsteigen
00:16:33: und das mit sehr viel Ernst und sehr guter Vorbereitung spielen.
00:16:40: Toll, dass die Leute sich mit der Zeit auseinandersetzen, mit den Wettigkeiten
00:16:45: und eben so da drin sind und das es so fühlen, dass es einen Diebriefing bedarf,
00:16:55: um da auch wieder rauszukommen.
00:16:57: Vergleichbar mit meiner Erfahrung, Leben 1900, ist es wahrscheinlich nur sehr, sehr, sehr minimal,
00:17:06: denn eben die Tatsache, dass man duschen geht, dass man abends auf sein Handy guckt,
00:17:12: dass man wahrscheinlich doch einige Stunden schlaft kriegt, dass man es zu einer Jahreszeit macht,
00:17:17: in der es ganz akzeptabel ist, überhaupt in diesen Umständen zu leben,
00:17:21: dass man mit seinen sauberen und frisch gewaschen Klamotten da ankommt,
00:17:26: dass man weiß, es ist in 48 Stunden vorbei, dass man weiß, wenn ich Hunger habe,
00:17:32: gehe ich im Notfall an meinen Koffer und wenn ich meine Tage habe, hol ich mein Tampon raus
00:17:37: oder wenn ich auf Klon-Moske, es weiches Toilettenpapier.
00:17:41: Das ist natürlich einfach ein unglaublicher Unterschied.
00:17:47: Vielleicht ist es auch nicht richtig, überhaupt diese zwei Situationen zu vergleichen.
00:17:52: Es sind zwei ganz verschiedene Arten in eine Zeit einzutauchen.
00:17:57: Aber zu guter Letzt musste ich natürlich nochmal fragen, wie wird denn dein Leben in Belitz sein,
00:18:03: denn Diana wird an einem Lab teilnehmen, was in Belitz spielt.
00:18:07: Gelegentlich finden dort auch Labs statt.
00:18:09: Und ich hatte sie schon gefragt, welche Rolle sie haben wird,
00:18:12: beziehungsweise ob sie oben in der Herrschaft oder unten in der Dienerschaft sein wird.
00:18:15: Sie wird in der Dienerschaft sein und da wollte ich natürlich unbedingt noch wissen.
00:18:18: Weißt du, welches Zimmer du wohnen wirst oder weißt du das auch erst, wenn du da bist?
00:18:22: Genau, das werde ich wahrscheinlich auch erst ein paar Tage vorher, schätze ich mal, erfahren.
00:18:27: Und eigentlich müsstest du es dir teilen, teilt man sich dann wirklich mit jemandem fremden, das Zimmer?
00:18:32: Genau, ja.
00:18:33: Ach, wow.
00:18:34: Bin ich sehr gespannt.
00:18:36: Ja, und hat man sein Koffer dabei und sein Handy und diese modernen Sachen, die liegen dann schon im Zimmer?
00:18:43: Das ist unterschiedlich, die Orger gibt dann vorab meistens an, hey, die Zimmer in den Zimmern wird gespielt,
00:18:49: bitte, verräumt alles, was Neuzeit ist, räumt das einfach weg.
00:18:53: Dann gibt es manche Zimmer, die nicht bespielt werden, wo alles rumliegen darf, da geht man dann halt einfach nicht rein.
00:18:58: Das wird dann immer vorab von der Orger bestimmt.
00:19:01: Okay.
00:19:02: Und welchen Monat wirst du in Belitz sein?
00:19:05: Das ist im Mai, Ende Mai, bin ich da.
00:19:08: Okay, ein bisschen so wie wir auch da waren.
00:19:10: Okay, das ist vielleicht schon wieder ganz okay.
00:19:12: Ich glaube, die Besitzerin hat mir irgendwann mal erzählt, dass die ersten Anfragen für Labs, dass sie gesagt hat, ihr könnt da, da kann keiner schlafen,
00:19:19: weil das ist ja wirklich sehr nass und sehr kalt da unten ist, auch im Mai.
00:19:24: Aber wahrscheinlich richtig übel wird es so jetzt, im November, wo es den ganzen Tag regnet und wo richtig, ja, wo das Wetter eh schon kalt ist
00:19:34: und dann ist das da ja nochmal irgendwie 10 Grad kälter in diesen unteren Zimmern,
00:19:37: da müssen wir eigentlich unbedingt danach nochmal sprechen, alleine in diesen Betten zu schlafen, ich weiß, da strummerdratzen und diese Bettwäsche.
00:19:46: Ich bin so gespannt und ich habe auch schon gesagt, ich hoffe, dass ich in euer altes Zimmer reinkomme.
00:19:53: Ja, das ist mit Sicherheit das das kälteste.
00:19:56: Ich weiß nicht, ob du das willst.
00:19:59: Ja, weiß ich auch nicht.
00:20:01: Das ist auf jeden Fall, ich war ja jetzt im Juni nochmal da, es ist wirklich nicht schön.
00:20:06: Es ist wirklich das kälteste, das dunkelste Zimmer, es war im Juni kalt und dunkel.
00:20:11: Es ist halt, ja, es ist halt ein Dienstmädchenzimmer und vielleicht sollte ich unbedingt, wenn dieses Lab vorüber ist,
00:20:18: Diana nochmal anrufen, dass sie nochmal berichtet, wie war denn ihr Leben 1900 und was haben sich für Geschichten ergeben,
00:20:26: was ist passiert zwischen Herrschaft und Dinaschaft, ist was passiert.
00:20:30: Damals wollte ja immer alle unbedingt hören, dass ich mich ganz schrecklich in den Zapp verliebt habe, in den Stallburschen,
00:20:35: dass hatten die Leute sich so überlegt, dass das eine richtig gute Story wäre.
00:20:39: Also in diesem Sinne danke ich Diana, dass sie mir so viel erzählt hat, dass ich jetzt weiß, was Lab sind, ich bin richtig, richtig froh darüber.
00:20:48: Und ich freue mich euch nächstes Mal, was darüber zu erzählen, über wie viel brauche ich denn eigentlich, um glücklich zu sein.
00:20:56: Wie gehört dieses Thema zu 1900?
00:20:59: Es gehört so, insofern zu 1900, dass ich ein Gesprächskreis habe mit Senioren, die zwar nicht 1900 gelebt haben,
00:21:06: aber die so geboren sind in den 1940er Jahren und die kurz nach dem Krieg Kinder waren,
00:21:14: die Lebensumstände 1940 bis 1950, was Strom, Wasser, Elektrik und so weiter Essen angeht, waren absolut vergleichbar mit 1906.
00:21:25: Und was die mir erzählt haben, was sie besaßen und wie glücklich sie damit waren, darüber möchte ich mit euch nächste Folge reden.
00:21:32: Ich freue mich.
00:21:33: Und wenn ihr euch genauso für Labs interessiert und das genauso spannend findet, wie ich das jetzt finde,
00:21:38: dann schaut unbedingt mal auf der Seite von dem Team, in dem Diana zusammen mit ein paar anderen Menschen Labs organisiert.
00:21:46: Schaut unbedingt mal auf der Seite vorbei, www.techteamlabs.com.
00:21:51: Ich verlink das aber auch nochmal in den Show-Notes.
00:21:53: Vielen Dank fürs Zuhören. Eine schöne Zeit startet gut in den Advent. Bis zum nächsten Mal. Tschüss.
00:22:01: [Musik]
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