freie Berufswahl? - Wunschdenken!

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00:00:00: Du interessierst dich für das Leben 1900 von der Ständegesellschaft bis hin zur Körperikine?

00:00:07: Lehn dich zurück, ich erzähle davon.

00:00:09: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge Leben 1900.

00:00:19: Heute geht es darum, Berufswahl, freie Berufswahl, Wunschdenken.

00:00:24: Wie war das damals?

00:00:26: Was konnte man alles werden?

00:00:27: Hatte man überhaupt irgendeine Wahl, wer durfte weiß, wer durfte nichts?

00:00:32: Diese Folge, ich bin für alle froh, dass ich kein Influencer bin.

00:00:35: Das würde überhaupt nicht funktionieren, weil meine Veröffentlichungsabstände ja eine Katastrophe sind.

00:00:41: Ich würde im Algorithmus untergehen wahrscheinlich.

00:00:45: Für diese Folge bin ich extra in die Bücherei gegangen mit meiner Tochter, weil die hat eine Büchereikarte,

00:00:51: um mir mal so richtig oldschool Bücher auszuleihen und um mich zu belesen.

00:00:57: Wir haben auch Bücher gefunden und dann wollten wir die ausleihen und dann ging das nicht,

00:01:00: weil sie eine Kinderkarte hat und Kinder keine erwachsenen Bücher ausleihen dürfen.

00:01:05: Ich verstehe das so ein bisschen, aber es ist jetzt nicht so, dass das nur mich interessiert hat.

00:01:09: Es waren tatsächlich auch für Kinder interessante Bücher, da waren nämlich sehr viele Bilder drin.

00:01:14: Vor allen Dingen von 1900 bis 1930, würde ich mal sagen.

00:01:20: Dann habe ich mir das mühsam im Internet rausgesucht, was ja nicht so einfach ist,

00:01:25: weil dann gibt man so Suchen ein, die irgendwie nicht so viele Menschen suchen und dann findet man auch wirklich wenig.

00:01:32: Oder man findet nur Verweise auf Bücher.

00:01:35: Das Problem hatte ich ja dann schon mal.

00:01:38: Und dann habe ich mir so ein paar Seiten geöffnet und um dieses Mikrofon für diesen Podcast hier zu benutzen,

00:01:44: muss ich aber jedes Mal mein PC neu starten.

00:01:46: Das funktioniert nämlich nur, wenn man den PC neu startet, sonst nimmt das nicht auf.

00:01:50: Und dann irgendwie habe ich es falsch gemacht.

00:01:53: Auf jeden Fall waren meine mühsam rausgesuchten Seiten dann alle weg.

00:01:58: Ich habe bestimmt viele Tipps, wie man das vermeiden kann.

00:02:00: Ich arbeite einfach zu wenig am PC, obwohl ich ja theoretisch das können müsste.

00:02:05: Mach ich das einfach zu wenig und dann hat man keine Routine.

00:02:08: Also ich versuche das jetzt mal.

00:02:10: Es geht darum, was man eigentlich werden konnte.

00:02:14: Und zwar nicht nur 1900, denn vielleicht auch noch ein bisschen später.

00:02:17: Wir können ja mal 2005 richtig spät starten.

00:02:20: Das war nämlich das Jahr, in dem ich Abi gemacht habe.

00:02:22: Und zwar habe ich gedacht, ach, ich werde Auto Mechaniker, Kfz Mechaniker.

00:02:28: Und habe auch einige Praktikars gemacht in dem Bereich.

00:02:31: Und an sich war das auch alles ganz gut.

00:02:34: Aber ich wollte das dual machen und die Aufnahmepdigung damals in der Automobilindustrie waren ziemlich heftig.

00:02:40: Und weil ich halt im Gutshaus war und die eine wesentliche Zeit in meinem Abitur nicht in der Schule verbracht habe,

00:02:47: war das nicht so ganz so prall, wie ich schon mal erzählt habe.

00:02:50: Und dann habe ich in der Automobilindustrie keine duale Ausbildung bekommen.

00:02:56: Also bin ich in den Maschinenbau gegangen und habe Industriem Mechaniker gelernt.

00:03:00: Ich dachte 2005, ja klar, ich kann alles werden.

00:03:03: Total super, mir steht die Welt offen.

00:03:06: Heute denke ich, weiß ich nicht, ob das so richtig war, dass ich das gedacht habe.

00:03:10: Ich habe mich überhaupt nicht mit der Genderproblematik auseinander gesetzt.

00:03:15: Und das soll hier gar nicht so ein Genderthema werden.

00:03:17: Da könnte man jetzt 5 Millionen Argumente einbringen.

00:03:20: Einfach meine persönliche Erfahrung ist, dass ich als kleine, nicht besonders kräftig gebautes Mädchen

00:03:29: nicht der perfekte Industriem Mechaniker war.

00:03:32: Und noch dazu kam auch, dass ich als Kind einfach in der Evolution verankert, Puppen versorgt habe

00:03:40: und mir nicht wahnsinnige Lego-Bau-Projekte ausgedacht habe.

00:03:43: Und die Jungs, die vielleicht 5 oder 10 Jahre ihres Jugendseins damit verbracht hatten,

00:03:50: ösige Dinge mit Lego oder Lego Technik zu bauen, die waren einfach auch die besseren Ingenieure.

00:03:55: Also ich muss es ganz ehrlich sagen, ich war so richtig gut da drin, so in Organisation,

00:03:59: Supply Chain Management, wie macht man die Produktion besser, wie macht man das Lager schlanker.

00:04:05: Das konnte ich richtig gut, aber ich war total schlecht in Konstruktion, Erfindung, Neujahr,

00:04:12: Lösungen.

00:04:13: Das heißt nicht, dass das generell für alle Mädchen dieses Planeten gilt.

00:04:17: Aber für mich galt das.

00:04:19: Und deswegen ist die Frage, kann ich eigentlich alles werden heute so eine Luxusfrage, weil

00:04:24: theoretisch uns hier steht ja schon sehr viel die Welt offen.

00:04:29: Auch finanziell kann man ja unter vielen verschiedenen Bedingungen zum Beispiel studieren.

00:04:35: Theoretisch kann man sich erstmal für jede Ausbildung bewerben.

00:04:38: Es gibt ja sogar Quoten, sag ich jetzt mal, wo man manche Sachen sogar ein bisschen besser

00:04:43: werden kann.

00:04:44: Das soll aber gar nicht so eine Männerfrauenfolge werden, sondern einfach so generell.

00:04:47: Also heute ist das, was wir wünschen zu tun, relativ realistisch, dass man sich, wenn man

00:04:55: das wirklich will, diesen Wunsch erfüllt.

00:04:57: Wie war das denn 1900, als ich damals zum Beispiel Hausmarkt war?

00:05:01: Was hätte ich mir denn alles wünschen können?

00:05:03: Was hat es denn überhaupt gegeben?

00:05:05: Und darum soll diese heutige Folge handeln.

00:05:08: Bleibt dran.

00:05:09: Ich freue mich, wenn ihr bis zum Ende mit dabei seid.

00:05:11: Das, was man werden konnte, beginnt natürlich mit der Schulbildung.

00:05:14: Und das Schulsystem, interessanterweise, was ich so ab dem 17.

00:05:17: Jahrhundert etabliert hatte, hatte sich bis 1900 gar nicht so wahnsinnig viel verändert.

00:05:22: Denn es war schon eher einer Elite vorbehalten.

00:05:26: Es gab zwar Kirchenkollekten und ähnliche Dinge, um auch dem einfachen Volk die Schulbildung

00:05:32: in sogenannten Elementarschulen zu ermöglichen.

00:05:34: Das hat man in der Regel 1900 dann auch gemacht.

00:05:38: Aber viele Kinder sind einfach auch nicht eingeschult worden, weil die Eltern nicht

00:05:42: auf ihre Hilfe im Haushalt und im Betrieb, also auch familiären Bauernhof sozusagen,

00:05:47: verzichten konnten.

00:05:48: Also eine Schulbildung 1900, noch sehr ähnlich wie 1800 oder auch 1750, alles so dazwischen.

00:05:57: Da ist nicht wirklich viel passiert, war einer gewissen Elite vorbehalten.

00:06:00: Und wie ihr das im Gutshaus auch gesehen habt, konnte man wählen zwischen dem Unterricht

00:06:06: zu Hause oder dem Unterricht in einer öffentlichen Schule.

00:06:09: Ich finde das an dieser Stelle noch ganz interessant zu erwähnen, dass am Beginn des 19.

00:06:13: Jahrhunderts, so 1806, ziemlich genau 100 Jahre vor meiner Zeit, die das Preußische

00:06:18: Reich mal sehr viele Menschen in Kämpfen und Kriegen verloren hatte und der Preußische

00:06:23: König Friedrich Wilhelm III. damals gesagt hat, so Schluss damit, wir haben jetzt so

00:06:27: viele Leute verloren.

00:06:28: Wir setzen jetzt auf Bildung und wir heben die Ständegesellschaft oder Ständeprinzip

00:06:33: durch das Leistungsprinzip auf.

00:06:35: Interessant, dass es 100 Jahre vorher hat, dass jemand gesagt, so jetzt Bildung für alle

00:06:41: und in den 100 Jahren bis zu meinem Leben als Hausmädchen ist da aber eigentlich nicht

00:06:45: besonders viel passiert.

00:06:47: Einnahme darf in diesem Kontext nicht unerwähnt bleiben und das ist Wilhelm von Humboldt,

00:06:52: der im Prinzip damit beauftragt wurde.

00:06:54: In dieser Zeit beginnt das 19.

00:06:55: Jahrhunderts, 1800.

00:06:56: Schlag mich tot am Anfang, die Schulen zu vereinheitlichen.

00:07:00: Es gab einen bunten, flickten Teppich verschiedenster Schulen und Bildungsmöglichkeiten und seine

00:07:06: Aufgabe war es im Prinzip ein aufeinanderaufbauendes Schulsystem, das was wir auch heute noch haben,

00:07:11: Grundschule, dann eine weiterführende Schulform, das aufzubauen.

00:07:15: Das Volk selber hat damals gesagt, nein, diese Unterschiede, die wir haben, die sind

00:07:20: von Gott gegeben, diese Ständeunterschiede und alle haben sich gegen diese Reform gewährt

00:07:26: und mit der Niederlage Napoleon in der Schlacht von Waterloo, 1815, war das Thema dann auch

00:07:32: schon wieder beendet.

00:07:33: Das ist der Grund, warum da bis zu unserem Leben 1906 im Gutshaus wirklich auch nicht

00:07:39: viel passiert ist.

00:07:40: Erst nach dem Ende des Ersten Weltkrieges mit der Weimarer Koalition 1918 ist dann eigentlich

00:07:45: wirklich was passiert.

00:07:47: Dann hat man so langsam die Grundschulen etabliert und das ist das Thema, was wir so im Groben

00:07:52: auch heute noch kennen.

00:07:54: Also es hat über 100 Jahre diese Idee gegeben, die sich aber gesellschaftlich überhaupt

00:07:59: nicht durchgesetzt hat.

00:08:00: Okay, jetzt habe ich vor 1918 gelebt, also meine Schulbildung war, wie ich auch glaube ich

00:08:05: schon in einem oder anderen Podcast hier mal erwähnt habe, wahrscheinlich das Level

00:08:09: einer Elementarschule.

00:08:11: Ich konnte ein bisschen lesen, ein bisschen schreiben und ein bisschen rechnen.

00:08:14: Hätte ich denn eine Ausbildung machen können, gab es überhaupt schon das Ausbildungswesen?

00:08:18: Ja, das entstand da gerade, aber es wäre mir definitiv nicht zugänglich gewesen.

00:08:26: Das war der bürgerlichen Schicht zugänglich, wenn überhaupt.

00:08:30: Und dann muss man auch wirklich noch unterscheiden damals zwischen Männern und Frauen, denn

00:08:34: es war so, dass man als Frau theoretisch in abnähmem gewissen sozialen Level schon

00:08:40: verschiedene Dinge hätte machen können.

00:08:42: Aber man ist mit der Ehe schließt, hat die Karriere dann eigentlich abrupt geendet.

00:08:48: Oder man hat eben keine Ehe geschlossen.

00:08:50: Deswegen war auch immer so ein bisschen die Frage, lohnt es sich?

00:08:54: Dann gab es Frauen, die mussten, wenn sie denn in einer sozialen Schicht waren, in der

00:08:59: das überhaupt möglich war, also im Bürgertum oder höher mussten gebildet werden, weil zum

00:09:03: Beispiel der Vater in der Familie verstorben war, durch Kriege, durch Kämpfe, durch Krankheiten.

00:09:09: Und da musste einfach ein Verdiener ran.

00:09:12: Und dann gab es zum Beispiel ganz klassisch diese Option, Lehrerinnen zu werden, nicht

00:09:17: für mich, sondern schon für deutlich höhere Stände.

00:09:21: Eine Lehrerin an sich, da haben wir auch schon mal, glaube ich, drüber gesprochen, oder

00:09:25: ein Lehrer waren allein stehende Personen, hätte die Frau geheiratet, hätte sich auch

00:09:31: das Lehreramt erledigt.

00:09:33: Es gab da sogar mal so eine Art Zellibatgesetz.

00:09:36: So war es generell als Mädchen nicht besonders üblich, sich weiterzubilden, denn das war

00:09:43: eben durch die Ehe-Schließung relativ unrentabel, sag ich mal.

00:09:49: Für die Jungs gab es im Bürgertum dann so langsam, hat sich dieses Ausbildungswesen

00:09:53: etabliert.

00:09:54: Man hat gemerkt, wir brauchen diese Berufe, es gibt immer mehr Verwaltung auch, es gibt

00:10:00: immer mehr Handel, es gibt immer mehr Industrie, wir brauchen Leute, die das können.

00:10:04: Da hat sich dann ganz langsam genau um diese Zeit das Ausbildungswesen etabliert, dass

00:10:09: man sagt, wir bilden euch auch.

00:10:10: Aber damals gab es auch noch ganz fest die Wehrpflicht, die deutlich länger war als ich das noch kenne.

00:10:17: Ich glaube, als ich so jugendlich war, waren das irgendwie, oh Gott, ich will nicht das falsch sagen.

00:10:21: Vielleicht waren es 10 Monate, vielleicht gab es die aber auch schon gar nicht mehr.

00:10:24: Das Schmelzen der geschlechter, der klassischen Geschlechterrollen begann damals ganz, ganz langsam.

00:10:31: Dass eben zum Beispiel die Frauen in die Organisation gegangen sind, dass sie eben diese Verwaltungstätigkeiten immer mehr gemacht haben oder eben Lehrer wurden.

00:10:40: Das, das Zylibat, ich nenne das mal Zylibat, langsam aufgehoben wurde.

00:10:45: Das begann zu meiner Zeit ganz, ganz langsam erst.

00:10:49: Ich habe da versucht, Zahlen zu finden. Das ist aber total schwer in den Kontext zu bringen.

00:10:53: Heute gibt es ungefähr 80, 83 Millionen Einwohner in Deutschland.

00:10:57: Wenn man sich die Ausbildungszahlen anguckt, dann sind die sehr ähnlich in den letzten 20, 30 Jahren.

00:11:02: Es sind immer so zwischen 1,1 und 1,6, 7 Millionen Azubis.

00:11:06: Es gibt Werte, die ich gefunden habe von 1900.

00:11:09: 1900 hatte Deutschland ungefähr 56 Millionen zwischen 56 und 60 Millionen Einwohner.

00:11:15: Und ich habe die Zahl gefunden von 700.000 Azubis außerhalb der Landwirtschaft.

00:11:23: Aber das ist wirklich, wirklich schwer zu sagen, weil heute, weil das Verhältnis von Auszubildung und Studium sich so wahnsinnig verändert hat.

00:11:32: Weil heute viele verschiedene Formen der Ausbildung in Anführungszeichen nicht in den klassischen Statistiken auftauchen.

00:11:40: Es ist es schwer zu vergleichen.

00:11:42: Jetzt war es auch so, dass eben in diesen Zahlen, wenn man die sucht von 19 oder um 1900,

00:11:50: die Gesellschaft noch nicht der Ausbildung so zugetan war.

00:11:53: Denn es war so, dass man eigentlich nicht auf einen Lohnanteil verzichten konnte

00:11:58: oder noch dazu einen sogenannten Ausbildungslohn zahlen konnte.

00:12:03: Man war sehr darauf angewiesen, sofort in die volle Bezahlung zu gehen.

00:12:06: Und deswegen war das gar nicht unbedingt so beliebt, eine Ausbildung zu machen.

00:12:10: Man hat den Sinn auch noch nicht so ganz verstanden.

00:12:11: Man wollte oder sollte ja Geld verdienen.

00:12:14: Und es war eher so, dass man das als politische Propaganda empfunden hat

00:12:18: und gar nicht als Option oder Chance für einen selbst.

00:12:22: Auch hier kann man dann im Prinzip nochmal zusammenfassend sagen,

00:12:25: es gab eben die unteren Stände, die gar nicht die Möglichkeit hatten,

00:12:30: in irgendeiner Form in so ein Ausbildungssystem reinzugeraten.

00:12:33: Dann gab es die obere Schicht, wo Status und Ansehen und Geld vererbt wurden,

00:12:39: die dann das Studium oder das Studieren als Form der Bildung hatten

00:12:45: und eben diese kleine Bürgerschicht, in der sich das zwar langsam etablierte,

00:12:50: aber ich habe eben schon mal gesagt, nach dem ersten Weltkrieg hat sich was verändert.

00:12:54: Diese Stände denken und diese Trennung ging aber doch bis ins dritte Reich hinein

00:12:59: und ist dort erst oder danach erst aufgeweicht worden.

00:13:04: Ich habe ja diesen Gesprächskreis, von dem ich euch schon mal erzählt habe,

00:13:06: das sind ja Menschen, die um zwischen 1940 und 1950 geboren wurden.

00:13:12: Die frage ich oder habe ich sehr gerne gefragt,

00:13:16: sind sie, haben sie den Beruf ergriffen, den sie gern ergreifen wollten?

00:13:20: Und manche sagen ja, aber manche sagen auch nein,

00:13:23: beziehungsweise manche mussten erst einen anderen Weg gehen,

00:13:25: weil auch eben da das noch so war, dass die Familie den Mädchen jetzt nicht unbedingt

00:13:30: besonders gerne ein Abitur ermöglicht hat, weil auch die sollten in die Lehre gehen

00:13:34: oder zu Hause helfen.

00:13:35: Man hat nicht jeder konnte unbedingt studieren, gerade auf dem Land war der Zugang

00:13:42: zu einer Stadt mit Hochschule auch schwierig oder man kannte das einfach gar nicht.

00:13:48: Meine Oma zum Beispiel, die hat immer erzählt, dass sie Stoffverkäufe und werden wollen.

00:13:52: Ich habe das Gefühl, dass ich das auch schon mal in irgendeiner Folge erzählt habe.

00:13:55: Und auch, dass zum Beispiel nicht werden konnte, weil sie in der Landwirtschaft zu Hause helfen sollte.

00:13:59: Wobei meine Oma nochmal deutlich früher geboren wurde,

00:14:02: wenn die Menschen aus dem Gesprächskreis sind ja zwischen 1940 und 1950 geboren.

00:14:06: Meine Oma ist zwischen 1920 und 1930 geboren.

00:14:09: Aber auch wenn ich meine Eltern frage, die zwischen 1950 und 1960 geboren sind,

00:14:13: auch da war das ja immer noch so, dass man unterschieden hat, aus welcher Schicht man kam,

00:14:21: ob man studieren konnte, ob man ein Mädchen oder ein Junge war.

00:14:24: Was man werden wollte, war immer noch sehr limitiert.

00:14:27: Erst später, vielleicht ab den 80ern.

00:14:30: Ich wage das mal so in den Raum zu werfen, ist das ja dann wirklich so eine freie Berufswahl geworden.

00:14:36: So wie die Situation, vor der wir vielleicht heute stehen.

00:14:41: Während ich das sage, weiß ich gar nicht, ob das unbedingt stimmt.

00:14:44: Denn ich kann gar nicht beurteilen, ob das über alle Schichten hinweg,

00:14:48: denn auch heute noch gibt es ja gesellschaftliche Schichten.

00:14:51: Es gibt ja eine Pyramide, auch allein an das monatliche Familieneinkommen gekoppelt.

00:14:57: Ich wage das einfach mal zu behaupten, dass der Luxus zu sagen,

00:15:02: ich will das und das werden und den Weg schlage ich jetzt ein, noch sehr, sehr jung ist.

00:15:07: Vielleicht 30, 40 Jahre alt?

00:15:11: Ja, der Luxus ist also noch sehr jung, aber wie viel Luxus ist es?

00:15:15: Heute gibt es eine irrsinnige Auswahl.

00:15:18: Also wenn ich eben zu Anfang des Podcasts von 2005 sprach,

00:15:22: dann war das damals schon so, dass mir die Auswahl gar nicht ganz klar war.

00:15:27: Der Umfang von dem, was möglich ist, war mir überhaupt nicht bewusst.

00:15:30: Ich bin einem ganz kleinen Dorf auf dem Land groß geworden.

00:15:32: Dort gab es keine Hotellerie, das Krankenhaus war weit entfernt.

00:15:36: Und Jobs wie zum Beispiel Krankenschwester oder Hotelverfrau waren gar nicht in meinem Kopf,

00:15:43: weil die eben soweit wegfahren von meinem Wohnort.

00:15:47: Und weiter gedacht, ich sag mal das Bankwesen, Finance oder Stewardess, was ich letztendlich geworden bin,

00:15:55: war Out of Range, da hat man überhaupt, oder hab ich damals überhaupt nicht drüber nachgedacht.

00:16:00: Das hatte ich überhaupt nicht auf den Schirm.

00:16:02: Ich erinnere mich, dass man irgendwann in der Oberstufe einen Büchlein bekommen hat

00:16:06: mit vermeintlich allen Jobs, die es gibt.

00:16:09: Das konnte man durchblättern.

00:16:11: Ja, aber letztes, es gab das Internet,

00:16:15: da hatte sich da ja auch gerade erst etabliert, das hört sich auch schon an,

00:16:19: als wäre ich richtig redro, das mit dem Googeln und so.

00:16:24: Das war da ja gerade erst, ich erinnere mich noch ganz genau,

00:16:26: das muss ich mal einmal kurz erzählen, wie ich mich zum ersten Mal in ein Internet eingeloggt habe.

00:16:31: Und zwar war das in der Lobby in New York, da war ich also schon Sördes auf der Langstrecke.

00:16:36: Und ich hatte zu Anfang immer so ein Blackberrys, fand ich irrsinnig cool irgendwie.

00:16:41: Und ich erinnere mich ganz genau, wie ich das erste Mal mich in ein öffentliches Internet eingeloggt habe.

00:16:46: Und jetzt ist das einfach so supernormal und es ist irgendwie auch gar nicht auszudenken,

00:16:51: wie das ist, wenn es nicht so ist.

00:16:52: Diese ganze Rooming-Geschichte hat sich ja total entspannt.

00:16:55: Damals war das ja auch wahnsinnig teuer alles.

00:16:59: Und dann habe ich meinen Bachelor letztendlich in den Hotels dieser Welt gemacht.

00:17:04: Und da habe ich in meiner Abschlussrede des Studiengangs damals gesagt, Wifi is not a luxury, it's a necessity.

00:17:14: Das war damals so die Errungenschaft, dass Wifi nicht mehr kostenpflichtig war oder an ganz vielen Orten jedenfalls.

00:17:22: Und dass es eben nicht als Luxus gut gab, sondern als Notwendigkeit, wo ich denke, heute ist es auf jeden Fall eine Notwendigkeit.

00:17:30: Und man hat schon vergessen, dass es mal ein Luxus gut war.

00:17:33: Ja, also der Luxus der freien Berufswahl ist natürlich auch eine wahnsinnige Verantwortung, das Angebot zu überblicken in dieser sehr schnellen Zeit,

00:17:43: in der immer wieder neue Berufe entstehen, in der es eine wahnsinnige IT-Pranche gibt, in der künstliche Intelligenz dazu kommt.

00:17:51: Also selbst ich bin wie eben schon vermutet wahrscheinlich Retro und kann gar nicht mehr dazu viel sagen, wie man heute eigentlich seinen Traumberuf und seinen Wunschberuf findet.

00:18:02: Als ich eben von meinem Gesprächskreis sprach und nur so kurz in einem Satz erwähnt habe, dass sie teilweise über Umwege zu ihrem Traumberuf gekommen sind,

00:18:12: möchte ich noch einmal abschließen, zusammenfassend sagen, dass dort auch ein Herr erzählt hat, dass seine Mutter die Dorfärztin war.

00:18:20: Also wenn er 1940 geboren ist, ist sie um 1920 Ärztin geworden.

00:18:25: Also was sehr, sehr besonderes, eine andere Dame, die zuerst eine Lehre eingeschlagen hat, um 1955 wahrscheinlich, 60, die dann aber gesagt hat,

00:18:36: nein, das ist nicht mein Traum gewesen, ich wollte immer Medizin studieren, die dann noch im zweiten Bildungsweg sozusagen Medizin studiert hat,

00:18:44: die sich mühsam eine Teilzeit in ihrem Ausbildungsberuf erkämpft hat, um das nebenbei zu machen.

00:18:51: Also meine Message, wenn man etwas wirklich, wirklich will und dann wird man diesen Weg finden.

00:19:00: Alle Widerstände zum Trotz aller Situationen zum Trotz, ob das 1900 war oder heute.

00:19:09: Mein Traum 1900 war ja, ich glaube, es kommt ganz kurz einmal in den Folgen vor, Mamsäle zu werden,

00:19:15: wobei mir damals schon bewusst war, dass das bedeuten würde, dass ich auf Familie und Mann verzichte, dass sicherlich ein Zwiespalt gewesen wäre.

00:19:24: Aber definitiv habe ich davon abgesehen, dass ich für ein Titanic Ticket gespart habe, was ja nicht heute Retro-Spektiv nicht die beste Idee gewesen wäre.

00:19:35: Wäre ich Mamsäle geworden, erst mal, wahrscheinlich.

00:19:39: In diesem Sinne wünsche ich euch eine gute Zeit. Ich mag gar nicht mehr versprechen, dass die nächste Folge früher kommt.

00:19:46: Ich arbeite daran. Ich habe zum ersten Mal dieses Jahr einen Visionboard sozusagen gemacht, meine Ziele aufgeschrieben und hoffe, dass es besser wird.

00:19:59: Eine gute Zeit für euch. Liebe Grüße. Tschüss.

00:20:02: [Musik]

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