Ob früher alles besser war?
Shownotes
Kann man etwas finden was 1906 als Hausmädchen in einem Gutshaus, ganz unten in der Hierachie besser war. Wenn man schmutzig und ohne Strom und Wasser den ganzen Tag arbeiten muss...Ja - da finden sich doch so einige Punkte über die ich nachgedacht habe - hört gerne rein!
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00:00:00: Du interessierst dich für das Leben 1900 von der ständige Gesellschaft bis hin zur Körperikine?
00:00:07: Lehn dich zurück, ich erzähle dir davon.
00:00:09: Hallo und dann ist erler erstes Mal eine große Entschuldigung dafür, dass diese Folge
00:00:20: extrem spät kommt.
00:00:21: Eigentlich war damals, als ich angefangen habe, damals mein Ziel alle 14 Tage.
00:00:26: Ich muss er dringend anarbeiten, das tut mir unglaublich leid.
00:00:28: Also umso mehr herzlich willkommen zu dieser Folge Leben 1900.
00:00:31: Heute reden wir darüber, ob früher alles besser war.
00:00:34: Wer die letzten Folgen gehört hat und sich vielleicht fragt, was war denn überhaupt?
00:00:38: Gut, dem kann ich jetzt auf jeden Fall schon mal sagen.
00:00:42: Es waren schon manche Dinge gut, über die ich auch schon öfters nachgedacht habe, wie
00:00:46: viel besser die denn eigentlich waren.
00:00:48: Also bleib dran und seid gespannt.
00:00:51: Ja, war früher alles besser, woran soll man das festmachen?
00:00:55: Also, wenn als ich ins Gutshaus gegangen bin, haben viele Leute gesagt, oh, wie kannst
00:01:00: du da leben ohne Strom, ohne Wasser, kein Fernsehen, kein Klo, nicht duschen, dann sage
00:01:09: ich auf jeden Fall schon mal direkt, dass man sicher die kleinsten Probleme und ob das
00:01:15: Leben früher besser war oder nicht, würde ich auf gar keinen Fall an Strom und Wasser
00:01:21: festmachen.
00:01:22: Auf jeden Fall kommt man damit klar, auch wenn das mit dem Duschen und Haarewaschen
00:01:27: sicher irgendwie schwierig war, aber daran gewöhnt man sich.
00:01:30: Und auch, dass es eben die ganzen Haushaltsgeräte heute nur gibt, weil wir Strom haben, dass
00:01:36: wir in meistens warme Häuser haben, weil Strom und Heizung schnell verfügbar sind, weil
00:01:41: das Wasser schnell verfügbar ist, warmes Wasser vor allen Dingen.
00:01:44: Das ist sicher total schön.
00:01:45: Aber ich glaube, Revue passieren würde ich sagen, dass das nicht ein gutes oder schlechtes
00:01:54: Leben ausmacht, sondern dass das Dinge sind, die das Leben schön machen, so wie gutes
00:02:00: Essen oder gute Getränke, aber gute Menschen um einen rum, aber nicht das Gut oder schlecht
00:02:10: an sich bezeichnen.
00:02:11: Auch die Essensituation würde ich auch rausnehmen aus der Wertung gut oder schlecht.
00:02:17: Jetzt muss man natürlich dazu sagen, dass wir was zu essen hatten und dass ich auch
00:02:21: heute was zu essen hatte.
00:02:22: Das darf man natürlich immer alles nicht als selbstverständlich achten und muss das
00:02:25: auch so ein bisschen mit in die Wertung einfließen lassen.
00:02:29: Aber dass ich nicht immer das zu essen hatte, was ich gerne gehabt hätte, dass ich nicht
00:02:33: den Kühlschrank hatte, an den ich ran gehen konnte, dass das Essen manchmal verdorben
00:02:39: war und man es trotzdem gegessen hat, das sind alles Dinge, die schwieriger waren als
00:02:45: heute, aber nicht schlechter.
00:02:47: Denn die Tatsache, dass ich keinen wirklichen Hunger gelitten habe, auch wenn ich natürlich
00:02:52: manchmal Hunger hatte, weil ich mir nicht einfach einen Snack nehmen konnte, aber dass
00:02:57: ich nicht existenziellen Hunger gelitten habe, so wie ich das auch heute nicht mache, zum
00:03:01: Glück, das ist sicher auch weder besser noch schlechter.
00:03:06: Also auch das würde ich nicht in die Wertung, wie das Leben früher war, einfließen lassen.
00:03:12: Ja, was bleibt denn dann noch?
00:03:14: Das Essen nicht, die hygienischen Umstände nicht unbedingt, die Krankheitsversorgung,
00:03:21: das ist sicher eine Sache, die heute viel, viel besser ist.
00:03:24: Das fängt an mit Impfungen, das fängt an damit, das oder geht weiter damit, dass Krankheiten
00:03:31: ausgerottet wurden, die es damals noch gab.
00:03:33: Wenn man sich damals kurz die Geschichte anguckt, dann war um 1900 Kohlrat, Typhus und Lungenpest,
00:03:42: die drei Krankheiten, die sehr viel Schaden verursacht haben, auch in Deutschland.
00:03:46: Krankheiten, die durch verunreinigtes Wasser zum Beispiel hervorgerufen wurden, immer hohes
00:03:51: Fieber, Prächtdurchfälle, die man nicht in den Griff bekommen hat, dann ist das mit
00:03:55: Sicherheit heute besser.
00:03:57: Das kann ich ganz klar sagen, die ärztliche Versorgung, dass es den Notruf gibt, den
00:04:02: es ja auch noch gar nicht so lange gibt und dass wir Zugriff auf Medikamente haben,
00:04:08: ein Gesundheitssystem etc.
00:04:09: BIP, da könnte man jetzt total ins Detail gehen.
00:04:11: Das ist aber sicher der erste Punkt, den ich heute definitiv als besser werden würde.
00:04:17: Da ist übrigens ein Blick auf die Geschichte auch nochmal ganz interessant.
00:04:20: Otto von Bismarck hat 1883 das erste Mal eine Art Krankenversicherung mit in die Verfassung
00:04:26: aufgenommen.
00:04:27: Erstmals nur für Arbeiter der unteren Schicht, später dann auch für Beamte, Geistliche etc.
00:04:34: dann sind auch 1901 die ersten Privatversicherungen entstanden, dann hat sich das ausgeweitert
00:04:39: auf die gesamte Bevölkerung.
00:04:41: Deutschland ist da übrigens ein Land, was eines der ältesten Systeme dieser Art hat.
00:04:46: Also ganz klar, ein Punkt, der heute besser ist.
00:04:49: Dann habe ich viel schon darüber nachgedacht, wie finde ich eigentlich die stände Gesellschaft?
00:04:55: Ist das schlecht?
00:04:56: Ist das schlechter?
00:04:57: Und zwar denke ich deswegen darüber nach, denn mein Stand zum Beispiel als Hausmädchen
00:05:05: in einem Gutshaus war sicher generell schon mal gar nicht so schlecht, denn man konnte
00:05:12: damals deutlich schlechter leben, wenn man eben in der Stadt war oder in einem armen
00:05:18: Bauernhaushalt, also generell jetzt nicht die schlechteste Position, aber jetzt einfach
00:05:23: mal in diesem kleinen System betrachtet, diese stände Gesellschaft an sich, ist das was
00:05:28: schlechtes?
00:05:29: Und ich bin mir deswegen nicht sicher, man könnte jetzt ja sofort denken, ja das ist
00:05:33: auf jeden Fall was schlechtes, weil ich kam da so nicht raus, ich hatte nichts zu sagen,
00:05:38: ich musste mich komplett dem unterordnen, was man mir aufgetragen hat, nur jeden, alle
00:05:43: 14 Tage, einen halben Tag frei etc.
00:05:45: etc.
00:05:46: Aber ich hatte durch meine fehlende Bildung auch keine Verantwortung.
00:05:50: Das ist ja heute im Prinzip auch noch so, je weniger man gebildet ist, bzw. je niedriger
00:06:00: die Jobposition angesiedelt ist, desto weniger Verantwortung trägt man ja auch, denn die
00:06:07: Verantwortung tragen die Vorgesetzten.
00:06:09: Klar hat man eine gewisse Eigenverantwortung, ich will da jetzt auch gar nicht so ins Detail
00:06:13: gehen, das geht schon, man hat diskutieren und ich möchte auch nicht, dass ich etwas sage,
00:06:17: was euch verärgert.
00:06:18: Aber ihr wisst prinzipiell vielleicht was ich meine, also damals war es so, ich war sehr
00:06:25: wenig gebildet, meine Position war sehr wenig hoch angeordnet, dadurch konnte ich zwar natürlich
00:06:32: Fehler machen, um Gottes Willen, ich habe ja auch viel Ärger bekommen und ich hatte auch
00:06:37: in meinem Aufgabenbereich natürlich eine gewisse Verantwortung, die Dinge so zu machen, wie
00:06:42: man sie von mir erwartete, aber ich war nicht dafür verantwortlich, dass Essen auf dem Tisch
00:06:46: stand, dass dieses Essen überhaupt gab, dass es nicht ins Haus reingerignet hat, dass
00:06:53: wir alle unter einem Dach schlafen konnten, dass es irgendwie Holz gab zum Heizen, also
00:06:59: so diese überlebenswichtigen Dinge, die lag nicht immer im Verantwortungsbereich, sondern
00:07:04: am Ende hat das der Gutsherr verantwortet mit der Bewirtschaftung seines Gutes, aber
00:07:10: auch die oberen Angestellten, wie die Marmsell, dass eben das, was überhaupt angeordnet wurde,
00:07:17: vernünftig war.
00:07:18: Und das war sicher nicht nur schlecht, sondern das war auch gut, denn ich konnte jeden Abend
00:07:28: beruhigt schlafen gehen, denn ich musste mich nicht darum sorgen, ob am nächsten Tag
00:07:33: immer noch Brot auf dem Tisch lag und dieses Leben mit diesem wenigen Druck, Karriere
00:07:43: machen zu müssen, jeden Tag Geld verdienen zu müssen, meinen eigenen Haushalt zu bezahlen,
00:07:50: das hatte eine gewisse Entspannung in all dieser Gefangenheit in der Position.
00:07:57: Es wird mir so ein bisschen schwer, die richtigen Worte zu finden und schreibt mir gerne,
00:08:03: falls ihr das ganz anders seht oder ihr Fragen dazu habt, wie ich das meine, aber ich hoffe,
00:08:09: ich habe das ein bisschen verständlich erklärt.
00:08:10: Und heute, wenn ich so mein eigenes Leben bestreite, studiert habe oder eine Ausbildung
00:08:18: und irgendwie noch mehr erreichen will, dann stehe ich doch jeden Tag unter einem gewissen
00:08:23: Druck, diese Eigenverantwortung auch irgendwo hin auszuleben.
00:08:27: Ich habe unglaublich viele Möglichkeiten heute, was ich damals nicht hatte und unter
00:08:33: diesen ganzen Möglichkeiten, die mir heute geboten werden in diesem Kosmopoliten, da
00:08:38: sein, den richtigen oder für mich richtigen Weg zu finden, der mir bis an mein Lebensende
00:08:46: Erfolg verspricht auch, Erfolg im Sinne von ein Haus oder ein Dach über dem Kopf und
00:08:52: genug zu essen.
00:08:53: Das ist ein Druck, den ich damals eben so nicht hatte, denn das war nicht meine Verantwortung.
00:09:01: Klar, ich hätte sicher auch gewisse Karrierewünsche gehabt damals, aber auch die, wenn ich jetzt
00:09:10: zum Beispiel im Amsel geworden wäre, hätten nicht, es gab einfach nicht diese Millionen
00:09:15: Möglichkeiten, die sich heute auftun, sondern es war sehr beschränkt und dadurch hatte
00:09:20: man sehr wenig, also Freiheit macht nicht nur frei, sondern Freiheit kann ja auch belasten
00:09:31: und das hatte man in dem Sinne nicht.
00:09:33: Oh Gott, so, viele Worte für eigentlich ein Gefühl, was ich versucht habe zu beschreiben
00:09:42: und da habe ich im Nachhinein auch noch oft darüber nachgedacht, ob das nicht vielleicht
00:09:48: besser war oder irgendwie gemütlicher so behütet haben, ja trotz der Umstände der
00:09:55: Ständegesellschaft.
00:09:56: Was aber in dem Zusammenhang heute auf jeden Fall besser ist, ist natürlich ein bisschen
00:10:05: ein Thema, was einen kleinen Bart hat und manchmal auch, wo man so denkt, oh, ist natürlich
00:10:09: die Position der Frauen.
00:10:11: Ist nicht ganz unwichtig auch in dem Zusammenhang, weil sich einfach unglaublich viel zum guten
00:10:17: Wandel hat.
00:10:18: Es ist sehr viel Gleichheit reingekommen, die wir heute als selbstverständlich erachten,
00:10:22: die damals eben nicht selbstverständlich war.
00:10:25: Der extreme Geheilsunterschied um 1900, das eben ein Hausbursche, der mir im Prinzip gleichgestellt
00:10:31: war im Aufgabengebiet, das Doppelte verdient hat oder länger schlafen durfte, ja, oder
00:10:38: eben wählen durfte.
00:10:39: Das sind heute Dinge, da könnte man jetzt noch viele kleine Beispiele finden, die, um
00:10:47: die ich froh bin, dass wir die als Selbstverständlichkeit betrachten.
00:10:50: Menschen, die sich sehr in diesem Thema befinden, die würden jetzt bestimmt sagen, um Gottes
00:10:56: Willen, da sind doch noch ganz, ganz viele Punkte, die geändert werden sollten.
00:11:01: Das möchte ich nicht werten, aber ich möchte sagen, dass sich das Vieles für uns in dieser
00:11:11: Generation, in der ich auch bin, schon immer selbstverständlich waren und dass das großartig
00:11:18: ist, dass das so ist.
00:11:19: Dass wir da nicht für kämpfen mussten, eigenes Konzept.
00:11:23: um freie Berufswahl etc. Also vielleicht noch mal ein bisschen zusammenfassend. Die Fülle der
00:11:29: Möglichkeiten, die wir heute haben im Verhältnis zu damals, ist nicht unbedingt besser oder nicht
00:11:40: unbedingt einfacher und das war damals ja gemütlich und hat eine irgendwie fehlende Freiheit,
00:11:52: aber jetzt wird es politisch, hat einen doch irgendwie frei gemacht. Das schließe ich jetzt hier mal
00:11:58: ab, auch wenn es sicher ein Thema ist, rüber man viel und lange diskutieren könnte. Vielleicht
00:12:03: kommt es irgendwann nochmal dazu. Ein neues Thema, ganz anders gelagert, was mir einfällt, was früher
00:12:09: besser war, ist die Müllsituation. Wir hatten nämlich im Gutshaus tatsächlich überhaupt
00:12:14: gar keinen Müll. Vielleicht habt ihr das auch schon mal von euren Großeltern gehört oder so,
00:12:18: die das auch schon mal so erzählt haben, dass es früher kein Müll gab und ja das war wirklich so.
00:12:23: Es gab keinen Müll. Man hatte kein Plastik in dem Sinne. Das habe ich ja schon mal in der Folge
00:12:28: erzählt, dass gerade so Gummi auf den Markt gekommen war und es immer mehr aus Gummi gab,
00:12:34: aber das Plastik, so wie wir das heute kennen, Plastikverpackungen, das gab es auf gar keinen
00:12:39: Fall. Das gab es nicht. Man hatte auch generell ja viel weniger und somit auch viel weniger
00:12:44: Abfälle. Wenn man heute mal ein T-Shirt aussortiert und dann hat man Baumwoll, Müll oder Stoffmüll,
00:12:50: dann hat man früher das T-Shirt geflickt. Auch eine, weiß ich nicht, ich fahre mir gerade eine
00:12:56: Tomatensauce, die ich im Supermarkt im Glas kaufe und danach habe ich halt eine leere Glasflasche.
00:13:00: So und die bringe ich im Container. Das gab es ja auch alles nicht. Die Glasgefäße, die leer waren,
00:13:05: hat man wieder befüllt. Auch bei Wirflaschen oder so hat man, wie wir das ja heute auch noch
00:13:11: kennen, zurückgebracht. Die wurden gewaschen und neu befüllt. Es gab keinen Glasabfall in dem Sinne.
00:13:18: Papierabfall gab es, klar, Tageszeitungen zum Beispiel, aber die hat man dann eben als Toilettenpapier
00:13:25: verwendet oder eben im Ofen verbrannt. Was sind noch so klassische Abfälle, die wir heute haben?
00:13:32: Taschentücher, solche Einwegprodukte gab es nicht. Es gab prinzipiell überhaupt gar keine
00:13:37: Einwegprodukte. Shampoo-Verpackungen sind bestimmt sowas klassisches, was man jeden Tag hat.
00:13:44: Waschmittelverpackung, so diese großen Behälter, Titraparks, gab es alles nicht. Hat man nicht
00:13:50: gehabt, um das also nochmal zusammenzufassen. Es gab kein Müll. Das war eine tolle Sache und wird
00:13:57: ja heute Abend zu nochmal versucht in so unverpackt Läden. Und im Konzept in dieser Art ist aber
00:14:05: natürlich schwer umzusetzen. Allein schon durch eben, dass wir eine Welt sind, die so zusammen
00:14:11: gewachsen ist, dass viele Dinge geliefert werden aus anderen Ländern, dass Verpackungen transportoptimiert
00:14:17: sein müssen, dass es überhaupt einen Transport von Waren gibt. Das ist einer der Punkte, die
00:14:24: Verpackung einfach ja auch notwendig macht. Es ist auch ein Riesenthema. Das sind alles so Riesenthemen,
00:14:30: die ich jetzt so ganz schnell abhake. Ich selber habe übrigens meine Bachelorarbeit darüber geschrieben,
00:14:35: wie sinnvoll eigentlich regionale Produkte sind, weil die Produkte, die von weiter her kommen,
00:14:43: oft viel transportoptimierter sind und dadurch viel weniger zum Beispiel das bekannte CO2 produzieren.
00:14:51: Das war damals natürlich allein schon deswegen alles kein Thema, weil man das, was man verbraucht
00:14:56: hat, selber produziert hat oder von Nachbarhöfen getauscht bekommen, bezahlt hat. Ja, das Thema
00:15:03: Müll früher besser es gab kein Müll. Dem ein bisschen ähnliches Thema, was heute unter
00:15:10: Minimalismus gerne mal gelebt wird und oder was ein Trend ist. Damals war Minimalismus gang und
00:15:19: Gewe. Man hatte von nichts viel alles nur so, wie man es eben gerade gebraucht hat. Wenigklamotten,
00:15:28: das Essen, man hat kein Essen weggeschmissen. Man hatte nicht fünf Bettbezüge und vier im
00:15:38: Schrank und einen auf dem Bett, sondern man hatte einen Bettbezug oder maximal zwei. Viele Dinge,
00:15:45: die wir heute eben viel haben, Teller. Man hatte den Teller, von dem man gegessen hat und nicht
00:15:50: das Sonntagsgeschehe und das Geschehe. Wobei das mit dem Sonntagsgeschehe ja schon früh gekommen
00:15:54: ist, also meine Oma hatte auch mal ein Sonntagsgeschehe. Aber ihr wisst, was ich meine, es gab
00:15:59: keinen Überfluss, jedenfalls nicht in der normalen Gesellschaftsschicht und man hat sehr überlegt,
00:16:07: konsumiert, da man eben wenig Geld hatte und das, was man gekauft hat, sich sehr genau überlegt hat
00:16:14: und keine fünf paar Sommerschuhe, fünf paar Winterschuhe und noch ein Übergangsschuhe hatte.
00:16:19: Ihr wisst, was ich meine. Also Minimalismus war das Thema Nummer eins, war damals, der Besitz
00:16:27: an sich war damals sicher besser. Denn es hat an nichts gefehlt, man hat alles gehabt, aber es wurde
00:16:33: nicht so unbedacht, konsumiert, keine Dinge gelagert, die man eigentlich gar nicht brauchte. Ein
00:16:41: Punkt, der besser war. Da komme ich jetzt nochmal zurück auf einen Punkt, der fast eben ganz gut
00:16:45: gepasst hätte, als ich über die ständige Gesellschaft philosophiert habe und zwar die Langsamkeit.
00:16:51: Ein Punkt, der mir am Herzen liegt, deswegen bringe ich den jetzt hier nochmal ein. Die Langsamkeit
00:16:56: war damals besser. Heute ist alles extrem schnell ewig. Ich komme kaum hinterher. Ihr merkt es an
00:17:05: meinen Podcastaufnahmen. Ich bin super jesterday, was die ganze Technik angeht. Es gibt jeden Tag
00:17:12: neue Apps, neue Trends. Ich bekomme es mühsam nur mit. Die Mode ändert sich schnell. Also der
00:17:20: Haushalt geht schnell. Ich wasche die Wäsche zwischendurch. Das habe ich in der Folge mit
00:17:24: den Elektrogeräten schon mal erwähnt. Vieles passiert nebenbei, was damals eine Tagesaufgabe
00:17:30: war. Die Langsamkeit ist ein Punkt, oh ich habe eben direkt so gesagt, der war besser. Der war für
00:17:39: den Kopf besser. Jetzt ist mir nämlich gerade eingefallen, zum Beispiel wenn jetzt mir ein Landwirt
00:17:44: zuhört und der sagt, oh also damals, da musste ich irgendwie mit meinem Pferd den Acker flügen
00:17:50: und heute mache ich die hundertfache Quadrantmeterzahl in einer Stunde oder so. Ja natürlich. Um Gottes
00:17:58: Willen. Auch die Wirtschaftlichkeit hat natürlich extrem zugenommen. Dadurch, dass wir eben für den
00:18:03: Haushalt, dass das keine Tagesfüllenden Aufgaben sind, in dem Sinne, oh alles so schwierige Sätze.
00:18:09: Ich bin selber ja wie auch Kinder und weiß wie Tagesfüllend so ein Haushalt sein kann. Ich hoffe ihr
00:18:15: versteht mich, was ich sagen will. Aber die Langsamkeit, die ist nicht zu verachten. Dass das
00:18:21: einfach gedauert hat. Dass man sich damit befassen musste. Dass das nicht nebenbei lief. Dass,
00:18:26: dass man dabei sein musste mit dem ganzen Körpereinsatz. Das war nicht schlecht. Das war irgendwie
00:18:35: gesund, will ich es fast bezeichnen. So viel Verklärung in einer Folge. Wow. Jetzt muss ich mal
00:18:43: kurz in mich gehen und dann fällt mir noch eine Sache ein, die ich sagen möchte. Im Vergleich
00:18:49: war es früher besser. Der Radius, in dem man sich aufgehalten hat und über den man das Leben
00:18:55: so mitbekommen hat. Der war ja ganz klein. Wir hatten Kutschen. Ich durfte selber kaum Kutsche
00:19:00: fahren. Es gab vielleicht, hatte man ein Fahrrad. Man kannte vielleicht das Nachbardorf. Vielleicht
00:19:05: hat man es auch mal bis an die See geschafft oder in die Berge. Der Radius, in dem wir heute die
00:19:10: Welt kennenlernen dürfen, ist natürlich wahnsinnig viel größer. Und das ist ein Geschenk, würde
00:19:18: ich sagen. Es funktioniert natürlich auch ohne. Aber es ist natürlich ein tolles Geschenk, weil
00:19:23: wir haben viel mehr Möglichkeiten über den Tellerrand zu schauen, unsere Meinungen zu bilden
00:19:30: und uns ein Bild von diesen Planeten zu machen, von den Kulturen und Völkern, von verschiedenen
00:19:36: Lebensformen und anzugucken, was gefällt uns, wo können wir was mitnehmen, Inspirationen holen,
00:19:42: sei das kulturell, also ob das Gedanken sind, wie man lebt, ob das Modeform sind oder Möbel oder
00:19:50: was auch immer. Das ist was, was heute einfach wahnsinnig schön ist, dass uns das so offen
00:19:56: steht. Das will ich auf jeden Fall nochmal sagen, denn das führt ja nochmal zu einem
00:20:02: riesen Thema, was ich aber nicht behandeln möchte, sondern wirklich jetzt nur in einem Satz
00:20:06: anschneiden, so wie alle anderen Themen auch. Das führt dazu, dass wir, und da ist sicher,
00:20:12: wir sind da sicher noch auf einem Weg, der nicht zu Ende gegangen ist, dass wir uns nicht
00:20:19: einteilen in Rassen, in A und B Menschen, in die Besserung oder die schlechtere Kultur,
00:20:29: sondern, denn ich reiß es wirklich nur an, das sind natürlich damals um 1900 auch noch
00:20:38: sehr schwierige Themen gewesen, wo viel passiert ist, was absolut nicht in Ordnung war. Und
00:20:45: durch diese Möglichkeit viel, viel weiter über den Tellerrand zu schauen, bekommen wir
00:20:50: natürlich auch die Möglichkeit, uns ein viel umfassenderes Bild zu machen und viel mehr
00:20:58: in einer Einheit zu denken. So, diese Folge, oh, ich habe, sie hat euch irgendwie was Inspirationen
00:21:07: gegeben zum Nachdenken, denn es war ja, keins der Themen kann man schnell abhandeln, keins
00:21:16: der Themen ist hier von mir zu Ende gesprochen worden, alle Themen haben wahnsinnig viele
00:21:21: Facetten, haben wahnsinnig viele Punkte, die, die man hätte noch viel mehr ansprechen können,
00:21:28: also nur ein kleiner Gedankenremix, darüber, dass nicht per se ein Leben zu einem bestimmten
00:21:39: Zeitpunkt besser oder schlechter ist, sondern, dass es viele Punkte gibt, die total interessant
00:21:45: sind, so wie sie gelebt wurden und viele Gefühle dadurch entstehen, die zum Denken anregen.
00:21:52: Über was sprechen wir nächste Woche? Ich möchte darüber sprechen über Publikation,
00:21:59: über Tageszeitung, was gab es, was hat man gelesen, es gab nämlich ein ganz interessantes
00:22:03: Platt, was wir auch zur Verfügung gestellt bekommen haben, der häusliche Ratgeber, was
00:22:08: stand da so drin? Ich lese euch ein paar Sachen vor, ganz spannend und das wird unser nächstes
00:22:14: Thema sein. Die tägliche Presse, was hat man so gelesen? Ich hoffe, ihr seid mit dabei,
00:22:20: bis dahin eine gute Zeit, tschüss und schreibt mir bei allem, was euch in dieser Folge eingefallen
00:22:26: ist. Bis bald.
00:22:27: [Musik]
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