Wirtschaftsbetrieb Gutshaus
Shownotes
Ich erzähle Euch immer, dass ich die Hausmagd in einem Gutshaus war - aber was ist denn ein Gut - wie groß muss man sich das vorstellen...
Wisst Ihr dass, es in Mecklenburg Vorpommern 2000 Gutshäuser gab oder noch gibt!
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00:00:00: Du interessierst dich für das Leben 1900 von der Ständegesellschaft bis hin zur Körperikine?
00:00:07: Lehn dich zurück, ich erzähle davon.
00:00:09: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge "Leben 1900".
00:00:17: Heute sprechen wir über das Ein-Guts-Haus, warum, wie funktioniert da eigentlich so ein
00:00:23: Betrieb, wie groß waren diese Präteriebier, wie kann man sich das vorstellen, wie viele
00:00:26: Menschen haben da gearbeitet?
00:00:28: Gutshäuser allgemein, Gutshäuser und ihre Geschichten.
00:00:32: Ich habe das Thema einmal angeschnitten, aber wir haben viel zu wenig darüber gesprochen.
00:00:36: Auch heute wird die Zeit nicht reichen, aber bleibt dran, um ein bisschen mehr zu erfahren.
00:00:40: Wir waren ja noch mal im Gut-Haus, wir haben uns da getroffen, denn die Zeitreise ist jetzt
00:00:46: genau 20 Jahre her.
00:00:48: Und tatsächlich waren einige Darsteller da und wir haben den ganzen Tag geplaudert und
00:00:53: wahrscheinlich hätten wir Tage lang plaudern können.
00:00:55: Es gibt ganz viele Sachen, die ich ja überhaupt gar nicht weiß, weil ich sehr in meiner Rolle
00:01:00: war bzw. keine Kapazitäten hatte, außerhalb dieser Rolle mehr mitzukriegen und natürlich
00:01:07: auch gar nicht mit so vielen anderen Personen sprechen durfte in meinem Stand und allein
00:01:12: deswegen schon über ganz viele Dinge gar nicht informiert war.
00:01:16: Deswegen freue ich mich sehr, euch jetzt schon mal zu sagen, dass alle, die ich gefragt habe,
00:01:20: ob sie meine Gäste sein wollen, meine Gäste sein wollen und wir in der nächsten Folge
00:01:24: direkt damit beginnen, aber in dieser Folge nochmal ein bisschen Gutshaus-Content.
00:01:30: Denn es ist schon sehr besonders für Mecklenburg-Vorpommern, was die Gutsgröße betrifft.
00:01:37: Konnte ein landwirtschaftlicher Betrieb im 1900 im Durchschnitt vielleicht vier Personen
00:01:43: ernähren und war bis maximal zwei Hektar groß, so waren die Gutsbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern
00:01:52: zwischen 500 und 800 Hektar groß.
00:01:54: Es gab etwa 2000 oder gibt es immer noch 2000 Gutshäuser, die alle in dieser Betriebsgröße
00:02:02: gearbeitet haben.
00:02:03: Auch heute unterscheidet sich die Landwirtschaft besonders in Mecklenburg-Vorpommern, noch von
00:02:09: der in den anderen Teilen Deutschlands, denn in der DDR gab es sogenannte LPGs, die auch
00:02:15: sehr groß waren bis zu 1300 Hektar.
00:02:18: Und diese Strukturen, also die Größenstrukturen, sind auch noch viel erhalten.
00:02:26: Wenn ein landwirtschaftlicher Betrieb in Nordrhein-Westfalen, sagen wir zum Beispiel
00:02:30: mal, ein sehr dicht besiedeltes Bundesland eben wesentlich kleiner ist, sind die Betriebe
00:02:37: in Mecklenburg-Vorpommern immer noch sehr groß.
00:02:39: Aber bleiben wir in 1900, denn ein landwirtschaftlicher Betrieb in restlichen Teilen von Deutschland,
00:02:46: etwa 60 Prozent der Bevölkerung haben sich um 1900 durch die Landwirtschaft ernährt,
00:02:51: vor allen Dingen eben die eigene Familie ernährt.
00:02:54: So hat ein Gutsbetrieb eben wesentlich mehr Menschen beschäftigt und auch ernährt.
00:03:03: Es gab jetzt vor zwei Wochen ein ganz, ganz tolles Festival in Mecklenburg-Vorpommern,
00:03:09: und zwar die Midsommarremise.
00:03:11: Da möchte ich unbedingt mal Werbung für machen, für alle, die sich dafür interessieren.
00:03:14: Das ist nicht nur in Deutschland, das geht auch über die Ländergrenzen hinweg, ich
00:03:19: glaube Dänemark, vielleicht Polen noch, da müsste ich mich jetzt auch noch mal ein
00:03:22: bisschen besser informieren, wo Gutshäuser ihre Tore öffnen und wo man die Gutshäuser
00:03:28: besichtigen kann und wo die heutigen Besitzer von der Geschichte dieses Gutshauses erzählen.
00:03:33: Das ist unglaublich spannend, denn die Menschen, die sich solchen Gutshäusern annehmen, sind
00:03:37: selber sehr interessiert an der Geschichte und wollen oft oder in der Regel diese Wiederbewegung
00:03:44: erleben oder wieder entdecken, wollen Bausünden, die man in der DDR-Zeit vor allen Dingen
00:03:51: gemacht hat, zurückbauen und sind sehr bestrebt da, die Originalzustände wieder zu erreichen.
00:03:57: Deswegen ein ganz, ganz spannendes Festival in Anführungszeichen, ganz viel mit Kunst
00:04:02: und Kultur verbunden, was ich euch unbedingt ans Herz legen möchte.
00:04:06: Es gibt auch ein Podcast dazu, der Gutshaus-Pod, den kann ich euch auch ganz dringend empfehlen.
00:04:11: Das ist ein Interviewformat, in dem diese Besitzer interviewt werden und erzählen von ihren
00:04:18: Gutshäusern und von allem, was die Geschichte mit sich bringt.
00:04:22: So, ich habe übernachtet im Gutshaus Ficheln an diesem Wochenende und auch da war es
00:04:28: total spannend, denn ich habe an einer Führung durch dieses Gutshaus teilgenommen und die
00:04:33: zwei Besitzer haben erzählt, wie das Leben da so funktioniert hat.
00:04:38: Da ist mir nochmal aufgefallen, dass eben im Keller dieses Gutshauses zwar auch Gesinde
00:04:43: gewohnt hat, aber nicht die Küchenmädchen, die Hausburschen, sondern nur das höhere
00:04:49: Gesinde, also die Mamsell und zum Beispiel Sekretär, also nur die Hören angestellten,
00:04:57: denn es ist so gewesen, dass auch das Gutshaus Belitz, in dem ich 1906 gewohnt habe, für
00:05:02: dieses Fernsehformat ideal typisch umgebaut worden ist.
00:05:06: Und nicht ganz so, wie das Gutshaus Belitz tatsächlich funktioniert hat, denn die Angestellten
00:05:15: waren viel, viel mehr als nur diese zehn, wie wir jetzt im Gutshaus waren, wir waren
00:05:20: zehn Angestellte ungefähr, wenn man gewisse, also zum Beispiel den Lehrer oder so, nicht
00:05:26: mehr unbedingt zu den Angestellten zählt, sondern eine Gutsgröße, die 500 bis 800 Hektar bewirtschaftet
00:05:33: hat, die hat viel, viel mehr Angestellte gehabt.
00:05:36: Die haben in Gebäuden neben dem Gutshaus gewohnt, manchmal also gar ein paar hundert
00:05:41: oder hundert Meter entfernt und haben teilweise ein kleines Dorf hat sich gebildet, zum Beispiel
00:05:48: das Gutshaus Viechelinden, da hat sich dann eine Bevölkerung angesiedelt um dieses Gut
00:05:53: herum von etwa 70 Personen, die für dieses Gut gearbeitet haben in den unterschiedlichsten
00:06:00: Anstellungen.
00:06:01: Zum einen konnte man ja in so einem Gutshaus oder in den Gebäuden des Gutshauses wohnen,
00:06:06: so wie ich als Hausmädchen auch, und eben dieses Gebäude gestellt bekommen und ernährt
00:06:11: werden von dem Gutsherrn.
00:06:13: Man konnte aber auch so eine Art Angestelltenverhältnis haben, wie man das heute hat und man hat
00:06:18: in einem kleinen Häuschen in der Nähe des Gutshauses gewohnt, ist jeden Tag für den
00:06:23: Gutsherren arbeiten gegangen und abends in sein eigenes kleines Haus zurück.
00:06:27: Da hat man auch sein eigenes Essen zubereitet und sein eigenes Leben geführt und nicht
00:06:31: so wie ich oder wie wir im Gutshaus dieses gemeinschaftliche Leben gehabt.
00:06:36: Also da muss man ein bisschen unterscheiden zwischen den zwei Formen in einem Gutshaus
00:06:40: mit zu wohnen oder für ein Gutshaus in einer Siedlung, die sich dann so bildet um diese
00:06:44: extrem großen Güter drum herum zu wohnen.
00:06:47: Das Gutshaus Belitz ist eigentlich auch ein riesiges Gut gewesen von über 500 Hektar.
00:06:54: Ich lese das nochmal einmal ganz kurz vor.
00:06:56: 500 Hektar Gesamtfläche, Ecker 435 Hektar Wiesen und Weiden 60 Hektar, Wald 30 Hektar,
00:07:04: 54 Pferde, 200 Rinder, 500 Schafe, 278 Schweine.
00:07:09: So, und das bewirtschaftet mit der Technik von 1900.
00:07:15: Noch mal zum Vergleich, hat ein durchschnittlicher Betrieb in Deutschland heute ungefähr 63
00:07:21: Hektar.
00:07:22: Das ist 35 Hektar in Bayern und geht dann natürlich hoch.
00:07:25: Heute sind die Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern ungefähr 200 Hektar groß.
00:07:30: Aber da bekommt man trotzdem ein Gefühl für diese Größe, 500 Hektar.
00:07:34: Das ist so unglaublich viel und auch 300 Schweine oder eben 500 Schafe.
00:07:42: Das ist wahnsinnig viel Arbeit ohne den technischen Support, den wir heute haben, sondern im Prinzip
00:07:50: alles Handarbeit.
00:07:51: Das Gutshaus Bihlitz zum Beispiel war 1906, gehörte das einem Kaufmann, der hieß Otto
00:08:01: Jonathan Hübbe.
00:08:02: Und das ist unglaublich spannend, wenn ich jetzt zum Beispiel an meine Großeltern und
00:08:09: so zurückdenke, nicht dass das keine spannenden Menschen gewesen sind, aber die Geschichte
00:08:12: von denen ist sehr normal.
00:08:16: Die haben alle im gleichen Dorf gewohnt und der eine hatte man Kaufmannsladen oder andere
00:08:23: war mal im Bergbau oder so.
00:08:26: Aber ansonsten, die sind in ihrem Dörfer geblieben.
00:08:29: Aber zum Beispiel der Gutsherr von Gutshaus Bihlitz 1906, der war der Konsul von Costa
00:08:35: Rica und hat damals schon eine Kaffeeplanlage gehabt, was ja sehr schlau war, wenn ich das
00:08:42: mal so wertend darf, denn auch damals schon ein Luxusgut, heute immer noch, vielleicht
00:08:49: wieder.
00:08:50: Sehr einflussreich, er kannte sehr viele Menschen, kam aus Hamburg, das mich übrigens
00:08:57: sehr begeistert, denn ich wohne in Wernigsbüttel in einem Stadtteil, in dem ein Herrenhaus
00:09:02: ein Gutshaus steht, das auch ähnlich groß war, sogar ein bisschen größer noch als die
00:09:08: 500 Hektar von Bihlitz.
00:09:10: Und diesem Kaufmann-Hübe gehörte vorher das Gutshaus hier in Wernigsbüttel und hat
00:09:17: das hier bewirtschaftet.
00:09:18: Und dann hat man Flächen zwangstens ereignet, um den Friedhof zu vergrößern und dann
00:09:23: daraufhin hat er das verkauft.
00:09:25: Und dann ist er nach Mecklenburg-Vorpommern gegangen, hat Bihlitz gebaut, das ist 1906
00:09:31: im Prinzip gerade ein Neubau gewesen und hat dann da weiter das Gut bewirtschaftet.
00:09:36: Das ist übrigens auch sehr interessant, viele Geschichten der Gutshäuser, da gibt es so
00:09:41: um 1900, 1890, so darum, um diese Zeit ganz viele Versicherungsfälle.
00:09:48: Da habe ich mich noch nie mit beschäftigt, da müsste man sich eigentlich mal mit beschäftigen,
00:09:52: was denn da eigentlich damals los war in der Versicherungsbranche, vielleicht kennt
00:09:55: sich einer von euch besser aus, da fallen dann so Sätze wie das Gebäude, was da vorderstand
00:10:01: wurde, den Feuerteufel in die Hand gelegt oder ein Hagelschaden hatte das Gebäude zerstört
00:10:09: und aus der Versicherungssumme konnte man das neue Gebäude bauen oder so ähnlich.
00:10:14: Das sind keine Einzelfälle, da gibt es viele Gutshäuser, die ich schon
00:10:19: sehr viel längere Geschichten haben auf den Grundstücken, auf denen sie stehen, aber die so
00:10:24: 1890/1900 neu gebaut wurden. Ich lass das mal so stehen. Für alle, die sich dafür interessieren,
00:10:33: die Geschichten gehen noch ganz wahnsinnig weiter, denn ihr könnt euch vorstellen, dass im
00:10:41: Zweiten Weltkrieg sich das alles dramatisch geändert hat und nach dem Zweiten Weltkrieg
00:10:48: dann eben die Zeit in der DDR begonnen hat, indem diese Gutshäuser enteignet waren und dann kommt
00:10:56: die Zeit irgendwann, in der die zurückgekauft werden konnten oder zurück in die Familien gegangen
00:11:03: sind bzw. eben auch nicht, denn oft waren die Familien nicht mehr interessiert oder verarmt.
00:11:09: Und da hat jedes Gutshaus eine sehr bewegende Geschichte, auch das Gutshaus Spelitz hat eine
00:11:17: sehr bewegende Geschichte, die mich auch deswegen bewegt, weil aus der Sicht von 1900 da sehr,
00:11:24: sehr viel kaufmännisches Geschick drin liegt in der Führung eines solchen Gutes und sehr viel
00:11:30: Arbeit und sehr viel Fleiß. Diese Familiengeschichten, die sich so aufgebaut haben, eben so abrupt
00:11:38: Ende gegangen sind in vielen Fällen. Ich kann euch nur raten, euch damit zu beschäftigen.
00:11:44: Hier der Podcast erzählt vom Leben 1900, deswegen würde das sicher zu weit gehen nach 1945
00:11:51: nochmal anzufangen, aber es ist unglaublich spannend für jedes Gutshaus einzeln,
00:11:55: jede Geschichte sehr individuell rührend oder bewegend ist eigentlich das richtige Wort.
00:12:01: Ja und wo ich von diesem Landwirt, von diesem kaufmännischen Geschick spreche,
00:12:05: da muss noch eine Position unbedingt erwähnt werden. Solche Gutshäuser hatten Verwalter,
00:12:10: die haben auch in einzelnen Gebäuden in der Regel vor den Gutshäusern gewohnt und zwar
00:12:15: ein sicheres entschieden auch beteiligt an dem Erfolg eines solchen Gutes und auch die besaßen
00:12:21: viel Geschick in der Führung von Mitarbeitern in der, im Aufgabenmanagement sozusagen. Ja, also
00:12:29: der Verwalter in eine Position, die es auch in Belitz gegeben hat, die in diesem Serienformat auch
00:12:34: nicht vorkommt, genau. Deswegen nochmal zusammenfassend, also das Gutshaus Belitz war ja in der Serie hat man
00:12:41: ja diese ganze Bewirtschaftung außen vorgelassen, das ja auch sicher schwer darzustellen und vielleicht
00:12:47: fragt ihr euch jetzt, ist das denn trotzdem realistisch gewesen? Wer jetzt wo du erzählt,
00:12:52: dass das ja so viel größer war, ja natürlich hätte der Gutsherr an sich noch viel mehr in
00:12:58: dieser Verwalter, hätte viel mehr mit dem Verwalter zusammengearbeitet und in dieser Rolle die
00:13:04: Produktion zu überwachen, hätte er noch viel mehr Aufgaben über den Tag gehabt, dass auch die
00:13:11: gesellschaftlichen Aufgaben der Gutsherren während er deutlich nochmal erweitert gewesen, denn
00:13:16: sie hätte mit den Frauen, alle anderen wichtigen Personen kommuniziert und die ganzen Socializing
00:13:25: Events betrieben. Wie man das heute nennen würde, ist es trotzdem realistisch, auch wenn eigentlich
00:13:30: dieses Gut viel viel größer wäre, denn die Bewirtschaftung des Rheinhaushaltes, die ist doch
00:13:35: genau schon auch so gewesen, auch wenn vielleicht in dem Gutshaus oder nicht nur vielleicht,
00:13:42: es ist so gewesen, dass in dem Gutshaus Belitz selber das Haus Mädchen so wie ich nicht gewohnt
00:13:47: hätte, sondern eingeborene weiter, aber zum Beispiel einem Gutshaus oder in einem Herrenhaus in einer
00:13:54: Stadt, wo der Besitzer oder der Gutsherr eben Kaufmann ist und nicht ein landwirtschaftlichen
00:14:00: Betrieb hat, sondern ein kaufmännisches Dasein führt, indem er Waren, Verschift oder Teplantagen
00:14:09: hat oder was auch immer, da ist das auf jeden Fall so gewesen, dass das Personal mit im Haus
00:14:15: gewohnt hat, in den Keller gegendengewohnt hat und auch die Strukturen sehr vergleichbar sind mit
00:14:23: dieser ideal typischen Form, die man im Belitz nachgebaut hat. So, ja, die fällt mir gerade so ein,
00:14:31: die verschiedenen Aufgänge finde ich immer noch sehr interessant, also denn man hat ja Architekten
00:14:38: auch damals beschäftigt, die solche Gutshäuser eben gebaut haben, jeder Architekt hatte so seine
00:14:43: Merkmale, seine Erkennungsstil und da ist auch immer wieder ganz wichtig, dass das auch alles
00:14:51: getrennt wurde, dass eben die Dienstboten andere Eingänge, andere Aufgänge, andere Treppen
00:14:56: genutzt haben und nicht um nicht der Herrschaft zu begegnen oder möglichst selten der Herrschaft
00:15:04: zu begegnen. Wieder eben ein Punkt, der in Belitz ja auch so war, es gab ja einen Dienstboten Eingang,
00:15:10: der abgelegen war von dem Haupteingang ich selber als Hausmädchen hätte niemals. Das Gutshaus
00:15:17: durch den Haupteingang, durch diesen wunderschönen Treppen, die solche Türen schmücken,
00:15:22: Vorjähs, Eingangshallen, ich hätte natürlich niemals ein Gutshaus durch einen solchen Eingang
00:15:29: betreten, sondern immer durch den Dienstboteneingang, eben auch Dienstboten, Treppenhäuser. In Belitz
00:15:34: war das jetzt so, dass ich um die zu den Reinigungsarbeiten der oberen Zimmer schon das Treppenhaus
00:15:39: genutzt habe, was auch die Herrschaft genutzt hat. Wenn mir jetzt aber die Herrschaft auf der
00:15:45: Treppe begegnet wäre, wäre ich entweder wieder runtergegangen oder hoch, je nachdem wo ich herkam,
00:15:51: um die Treppe frei zu machen. Auf jeden Fall, aber hätte ich meinen Blick gesenkt, hätte die
00:15:56: Herrschaft nicht angeguckt, wenn die Jungs die Hut tragen, hätten natürlich ihren Hut abgenommen.
00:16:02: Ja und das fällt mir nochmal gerade so als Exkurs ein, weil ich eigentlich erst darüber nachgedacht
00:16:09: habe, in diesem Buch über Etikette zu sprechen. Aber wenn wir jetzt schon dabei sind, vielleicht
00:16:15: spreche ich ein bisschen über Etikette, dass die Rolle der Frau, die ich ja schon ein paar Mal
00:16:21: mit erwähnt habe, weil einfach zum Beispiel eben ich als Hausmädchen viel weniger verdient habe,
00:16:29: als ein Hausbursche oder länger arbeiten musste oder anderes Essen oder weniger Essen bekommen
00:16:33: habe oder oder oder, so war es tatsächlich bei der Gutsherrin so, dass sie jetzt nicht Karriere
00:16:40: gemacht hat, in dem Sinne, in dem sie jetzt ein Job hatte, aber sie hatte doch ein sehr, sehr hohes
00:16:49: Ansehen. Zum Beispiel, wenn die Gutsherrin am Tisch aufgestanden ist, mussten alle anderen auch
00:16:55: aufstehen. Keiner durfte sich setzen, bevor sich nicht die Gutsherrin gesetzt hat. Alle haben die
00:17:00: Gutsherrin mit knedige Frau angesprochen. Die Kinder haben Frau Mutter gesagt, die knedige Frau hätte
00:17:07: niemals sich irgendwie was selber geholt, sondern alles wurde ja angereicht. Auf der Treppe hatten
00:17:14: alle Herren darauf zu achten, dass man nicht unter den Rock gucken konnte, also eigentlich
00:17:21: nirgendwo hingucken konnte und so war das die Umgangsform doch schon von sehr viel Respekt geprägt.
00:17:29: Und dazu möchte ich noch mal kurz was vorlesen, denn ein Zitat von aus dem Handbuch der Landwirtin
00:17:37: von 1891 über die Rolle der knedigen Frau. Eine Hausfrau, wie sie sein soll, hat ein schweres
00:17:43: Amt und wenn auch oft ihr tun und lassen nur in Kleinigkeiten besteht, sie oft gar nicht einmal
00:17:47: selbst tätig ist, sondern nur die Oberaufsicht führt, so hat sie nicht allein die Verantwortung
00:17:52: dafür, dass ihr Hausstand aufs Beste und zum Wohle aller ihre Angehörigen geführt wird,
00:17:59: sondern es liegt ja außerdem auch ob den Ansprüchen welche die Welt an ihr Haus zu stellen,
00:18:04: das Recht hat in jeder Weise zu genügen. Um wie viel größer und schwieriger noch ist aber der
00:18:10: Wirkungskreis einer Hausfrau auf dem Lande. Gehen von oben herab Fleiß und Ordnung, Pünktlichkeit
00:18:15: und Reue Pflichterfüllung aus, gepaart mit rechter Sparsamkeit und wahre Gottesfurcht,
00:18:19: so brechen sich die Tugenden unter den untergebenen Bahnen und an anderer Stelle kann sie ihrem
00:18:25: Gatten eine treuige Hilfung in seinem Berufe werden und nicht wenig dazu beitragen, dass der
00:18:29: Wohlstand auf dem Gute wachst. Ja, ein bisschen ähnlich wie heute ist mein erster Gedanke,
00:18:35: ihr wisst vielleicht was ich meine, also auch wenn da jetzt wenig aufzuzählen ist, was sind denn
00:18:41: jetzt eigentlich genau die Punkte gewesen, die sie getan hat, dann ist das dieses Unterschwellen,
00:18:47: also das was auch heute noch eine Mutter und Hausfrau und gute Ehefrau macht, wie finde ich die
00:18:57: richtigen Worte, das Management der Familie und das so zu machen als das doch der Gutzerr,
00:19:07: der Gutzerr bleibt, wisst ihr was meine? So viel nochmal zu dem Gefüge, was ihr, wenn ihr
00:19:16: Abenteuer 1900 gesehen habt, in die Serie gesehen habt, was ein bisschen anders war, wenn man wirklich
00:19:22: ein Gut dieser Größe besessen hat, wie es Bélitz 1906 gewesen ist. Über die Geschichte der Familie
00:19:30: Hüppe bzw. die dann später einen anderen Namen trug und über den Wirkungskreis der knedigen
00:19:39: Frau und da halten wir uns unbedingt nochmal vielleicht mit der knedigen Frau auch selbst,
00:19:43: ich habe sie auf jeden Fall auch gefragt, sie hat auch ja gesagt und so schließe ich erst mal die
00:19:50: Folge über was ist denn eigentlich ein Gutshaus gewesen, wo kam denn das Geld her und möchte in
00:19:59: der nächsten Folge, Tim wenn du mir zuhörst du weißt noch gar nichts von deinem Glück, ich möchte
00:20:03: über den Hausburschen sprechen, ich möchte ihn fragen wie sein Tag war, was er dazu sagt und
00:20:08: freue mich darauf auf nicht alleine zu sein in diesem Podcast, sondern ein Gesprächspartner zu
00:20:13: haben. Ich wünsche euch bis dahin eine super Zeit, alles Liebe, wir hören uns!
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